Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Rangeleien bei Anti-Nazi Kundgebung in Berlin- Schöneweide

 

Protest am Treffpunkt der Neonazis am S-Bahnhof Schöneweide © Theo Schneider
Protest am Treffpunkt der Neonazis am S-Bahnhof Schöneweide © Theo Schneider

Antifaschisten stören erfolgreich Berliner Neonazi-Vorabtreffpunkt nach Magdeburg am S-Bahnhof Schöneweide. Polizei nimmt Personalien von Protestierenden auf. Von Theo Schneider

Es gehört mittlerweile zu fast jedem Neonazi-Aufmarsch dazu: Konspirativ geplante Treffpunkte zur gemeinsamen Anreise, zumeist in vermeintlichen rechten Szenekiezen. Wenn die Sicherheitsbehörden davon im Vorfeld keine Kenntnis erlangen, kommt es dabei mitunter auch zu rechten Pöbeleien oder gar Übergriffen. In Berlin sind dafür vor allem der U-Bahnhof Rudow sowie die S-Bahnhöfe Lichtenberg und Schöneweide bekannt.

So planten auch heute Südostberliner Neonazis ihre Anfahrt zum alljährlichen rechten Trauermarsch in Magdeburg und wurden dabei von einer Kundgebung mit rund 40 Teilnehmern aus dem Antifa-Spektrum und der örtlichen Zivilgesellschaft überrascht. Sichtlich verwundert kamen gegen 8.30 Uhr die rund 20 Neonazis aus Schöneweide, Johannistal und Rudow grüppchenweise am S-Bahnhof Schöneweide zusammen um genervt festzustellen, dass bereits doppelt so viele Demonstranten gegen rechte Umtriebe im Kiez protestierten.

Lange Gesichter bei den Neonazis am Vorabtreffpunkt © Theo Schneider
Lange Gesichter bei den Neonazis am Vorabtreffpunkt © Theo Schneider

In Redebeiträgen wurden jüngste Neonazianschläge, unter anderem auf den örtlichen Juso-Treffpunkt „Ansprechbar“ in Oberschöneweide vor wenigen Tagen, und rechte Infrastruktur wie die Szenetreffpunkte „Zum Henker“ und „Hexogen“ thematisiert.

Zu einem vermeidbaren Zwischenfall kam es als die ersten Rechten den Bahnhofsvorplatz erreichten. Obwohl sie bereits mit Drohgebärden auf die Kundgebung zugingen, hinderte die Polizei vier ankommende Neonazis um Marco Oe. nicht daran, direkt in die Versammlung zu marschieren. Erst nach einem kleinen Gerangel wurden die Störer weggeschickt. Als daraufhin Marco Oe. einen Teilnehmer der Beleidigung bezichtigte, wurde dieser zur Personalienfeststellung kurzzeitig in Gewahrsam genommen. In einer Pressemitteilung beklagen die Organisatoren des Bündnisses „Gemeinsam gegen Nazis“, das  „polizeiliche Verfolgungsinteresse richtete sich ausschließlich auf die Teilnehmenden der Antifa-Kundgebung.“ Nach der Abreise der Neonazis wurden nämlich auch drei Flugblattverteiler kontrolliert, weil auf dem verteilten Material kein korrekter Verantwortlicher benannt worden sein soll. Einer den Betroffenen war auch Lars Düsterhöft, Mitglied der SPD-Fraktion im Treptow-Köpenicker Bezirksparlament, gegen den nun wegen Verstoß gegen das Presserecht ermittelt wird.

Teilnehmer werden wegen Flugblättern kontrolliert © Theo Schneider
Teilnehmer werden wegen Flugblättern kontrolliert © Theo Schneider

Unter den anwesenden Neonazis befanden sich auch ehemalige Mitglieder der verbotenen Kameradschaft „Frontbann 24“ sowie Sebastian Thom, Vorsitzender der NPD in Neukölln. Thom steht am kommenden Freitag zusammen mit Julian Beyer in Berlin vor Gericht, weil die beiden im vergangenen Berliner Wahlkampf beim Plakate anbringen, Passanten mit Messern bedroht und Pfefferspray attackiert haben sollen.