Mehr als 1000 rechtsextreme Hooligans aus ganz Deutschland wollen sich am Sonntag unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz treffen. Die Gruppierung steht seit Wochen wegen Verbindungen in die Neonaziszene in der Kritik. Antifaschistische Gruppe rufen zu Gegenprotesten auf.
Hooligans treffen sich in der Regel konspirativ in Waldstücken zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. In den letzten Monaten lässt sich allerdings eine andere Entwicklung beobachten: Unter dem Label Hooligans gegen Salafisten, kurz HoGeSa, versammelten sich trotz Rivalitäten bisher in mehreren Städten Hooligans verschiedener Fußballvereine, um gemeinsam gegen Salafismus in Deutschland zu demonstrieren.
Auch Neonazis mit dabei
Die noch junge HoGeSa-Bewegung trat im Spätsommer dieses Jahres zunächst in sozialen Netzwerken auf. Staat und Polizei hätten die Salafisten nicht im Griff, nun würde man selber aktiv werden, lautete dabei der Tenor. Kurze Zeit später versuchten dann knapp 80 Hooligans in Essen zu demonstrieren. Die Polizei löste die Versammlung jedoch auf. Eine weitere Kundgebung fand in Dortmund statt, knapp 350 Teilnehmer fanden sich dort ein. Viele von ihnen trugen Klamotten der Bekleidungsmarke Thor Steinar, die beliebt bei Rechtsextremem ist. Das Ganze wirkte wie ein großes Szenetreffen, auf dem außer kurzen Redebeiträgen und „Hooligans Deutschland“-Rufen nicht viel passierte. Doch auch einschlägig bekannte Neonazis aus Dortmund kamen zu der als „Kennenlerntreffen“ deklarierten Versammlung. Sie hatten zuvor im Internet zur Teilnahme aufgerufen. Neben Funktionären des Dortmunder Kreisverbandes der Partei Die Rechte, erschien mit Siegfried „SS-Siggi“ Borchardt ein Rechtsextremist, der bereits seit über 30 Jahren um eine Verbindung von Hooligans und Neonazikameradschaften bemüht ist. Er stand erst vor Kurzem wieder wegen einer Gewalttat vor Gericht. Das Wort ergriffen die anwesenden Neonazis zwar nicht, aber die freundschaftliche Begrüßung anderer Teilnehmer zeigte, dass sich niemand an ihnen störte und es offenbar Schnittmengen zwischen den Hooligans und organisierten Neonazis gibt. Auf einer weiteren Demonstration in Frankfurt am Main waren ebenfalls Neonazis beteiligt.
Die Organisatoren der Veranstaltungen waren jedoch bisher immer um ein unpolitisches Image bemüht und riefen im Vorfeld dazu auf, keine Naziparolen zu rufen. Für die geplante Kundgebung in Köln beteuern die Veranstalter, „zu jeder Zeit friedlich zu sein“ und bitten darum „nur schwarz-rot-goldene Deutschlandfahnen“ mitzubringen.
Aber nicht nur die Präsenz von Neonazis auf den vergangenen Kundgebungen lassen auf einen rechten Hintergrund von HoGeSa schließen. Als Anmelder in Essen und Dortmund fungierte Dominik Roeseler, der für die rechtspopulistische Partei Pro NRW im Stadtrat von Mönchengladbach sitzt. Er meldete auch die Versammlung in Köln an. Allerdings gab das Bündnis am Montag bekannt, dass die Versammlungsleitung anderweitig vergeben wurde. Roeseler sei als Parteifunktionär nicht geeignet für die Führungsrolle, man wolle unparteiisch bleiben. Als „Sympathisant“ bleibt er aber laut der Meldung erhalten. Unklar ist, ob Roeseler möglicherweise aus taktischem Kalkül zurücktreten musste, um sich nicht weitere Kritik einzufangen. Die Rechtsrockband Kategorie C schrieb sogar einen Song mit dem Titel Hooligans gegen Salafisten und veröffentlichte ihn diese Woche auf einem Videoportal. Die Band wird der rechtsextremem Hooliganszene zugeordnet. Der Name geht auf die Bezeichnung Kategorie C von „gewaltsuchenden Fans“ durch die Polizei zurück. Ebenso erschien auf der neonazistischen Website Altermedia ein Aufruf zu der Kundgebung in Köln.
Es sind diese Verbindungen zum Rechtsextremismus sowie eine dumpfe Mischung aus Nationalismus und Ressentiments, die die Hooligans gegen Salafismus bisher ausmachen. Dabei werden Ängste aus der Bevölkerung aufgegriffen und die Bewegung stilisiert sich so als letzte Bastion gegen eine angeblich kurz bevorstehende „Islamisierung“ Deutschlands.
Gegenproteste erwartet
Antifaschistische Gruppen rufen dazu auf, gegen das Treffen der Hooligans zu protestieren. „Die Hooligans und Nazis, welche die Kundgebung veranstalten, verstehen den Islamismus nicht als eine reaktionäre Bewegung. Vielmehr wählen sie die rassistische und kulturalistische Deutung, dass der Islam an sich ‚rückständig‘ sei und der Islamismus ein Ausdruck dieser Rückwärtsgewandtheit ist“, heißt es in dem Aufruf des Antifa AK Köln, der auch durch den kurdischen Studentenverband XYK unterstützt wird. Um 14 Uhr wollen sich die Nazigegner auf der Domplatte treffen.
Mittlerweile haben bei Facebook knapp 6000 Personen ihr Kommen zur HoGeSa-Kundgebung angekündigt, die unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ steht. Ob sich jedoch tatsächlich so viele Hooligans am Samstag auf den Weg in die Domstadt machen, ist fraglich. Laut der Kölner Polizei wurden nur 300 Teilnehmer angemeldet.