Während in Dresden 10.000 Menschen gegen Islam und Zuwanderung auf die Straße gingen, kamen zur Demonstration des Düsseldorfer PEGIDA-Ablegers nur 400. Die Polizei hatte im Vorfeld verkündet mit bis zu 2000 Teilnehmern zu rechnen und hatte ein entsprechend großes Aufgebot vor Ort. Teilgenommen haben neben „besorgten Bürgern“ auch Mitglieder rechtspopulistischer und neonazistischer Parteien und Angehörige der rechten Hooliganszene.
Während sich die „besorgten Bürger“, Hooligans und Neonazis im Regen vor dem Nordrhein-Westfälischen Landtag versammelten, fand einige hundert Meter weiter eine Gegenkundgebung mit 1100 Teilnehmern statt. Hierzu hatten Antifagruppen, Parteien und Gewerkschaften aufgerufen.
Etwa 30-40 Neonazis, die vor allem aus Dortmund angereist waren, kamen mit gehöriger Verspätung und teilweise erst kurz vor dem Ende der Veranstaltung am Landtag an. Die Polizei hatte sie zeitweise am Düsseldorfer Hauptbahnhof festgehalten. Darunter waren vor allem Mitglieder und Kader der Partei „Die Rechte“ aus Dortmund, aber auch der NPD-Landesvorsitzende Claus Cremer.
Auf einer Wiese vor dem Landtag begrüßte der ehemalige German-Defense-League-Aktivist Sebastian Nobile die DÜGIDA-Teilnehmer und teilte mit, man würde noch auf Alexander Heumann warten. Heumann ist Mitglied der Alternative für Deutschland (AfD) und dort Teil des rechtsaußen-Ablegers „Patriotische Plattform“ und mischte bereits bei den „HoGeSa“-Demonstrationen der vergangenen Wochen mit. Bei der Kundgebung der Hooligans in Hannover hielt er einen Redebeitrag.
Nach einiger Zeit machten sich die DÜGIDA-Demonstranten ohne Heumann auf zu ihrem Schweigemarsch und liefen fernab jeder Öffentlichkeit am Rheinufer hinter dem Landtagsgebäude entlang. Nach einer kurzen Route durch die Dunkelheit fanden sie sich wieder am Ausgangsort ein.
Dort wandte sich der mittlerweile eingetroffene Alexander Heumann an die Teilnehmer. In seiner an Karnevals-Büttenreden oder Kirmes-Ansagen erinnernden Rede holte er zum Rundumschlag aus. So thematisierte er nicht nur eine angebliche Islamisierung Deutschlands, sondern auch die „Vedrängung alter Menschen aus Altenheimen durch Flüchtlinge“, die Gefahren des Feminismus und die Umerziehung der Kinder. Letztere geschehe unter dem Motto „Rudelfick statt Physik“.
Ähnlich skurril wurde es in einer weiteren Rede von Melanie Dittmer, die sich als Organisatorin des Bonner PEGIDA-Ablegers, BOGIDA, vorstellte. Dittmer war bereits in den 1990er Jahren in der Jugendorganisation der NPD und in Neonazikameradschaften im Ruhrgebiet federführend. Heute ist sie bei den „Identitären“ aktiv und versucht sich als freie Journalistin. In ihrem Redebeitrag thematisierte sie die „Ahu“-Rufe, die ihr von den Versammlungsteilnehmern entgegen schallten. Die könnten die bürgerlichen Demonstranten ruhig auch übernehmen, immerhin hätten die Spartaner das schon gerufen, als sie in der Reconquista gegen den Islam kämpften. Die bei Hooligans beliebten „Ahu“-Rufe entstammen dem Film „300“, in dem es um den spartanisch-persischen Krieg geht. Dieser Krieg fand allerdings gut elf Jahrhunderte vor der Reconquista und immerhin knapp tausend Jahre vor der Entstehung des Islams statt. Dem Großteil ihrer Zuhörer scheint das nicht aufgefallen zu sein.
Verglichen mit den PEGIDA-Demonstrationen in Dresden war die Versammlung in Düsseldorf nicht nur bedeutend kleiner. Es fiel den Teilnehmern auch deutlich schwerer, das bürgerliche Image zu bewahren. Als während des Schweigemarsches die Rufe von Antifas zu hören sind, grölt die Menge „Antifa Hurensöhne“, zwischendurch erklingen „Lügenpresse auf die Fresse“-Rufe aus großen Teilen der Kundgebung. Obwohl „Bürgerliche“ große Teile der Versammlung ausmachen – am präsentesten sind in Düsseldorf schwarz gekleidete und teilweise vermummte Hooligans. Einige von ihnen waren wie Anmelder Alexander Heumann bereits bei HoGeSa-Versammlungen aufgefallen.
Es scheint schwer vorstellbar, dass die Melange aus „besorgten Bürgern“, Rechtspopulisten von AfD und PRO-NRW, Hooligans und Neonazis in Düsseldorf oder anderswo in Nordrhein-Westfalen ähnliche Erfolge haben wird, wie die PEGIDA in Dresden.