Nach den Düsseldorfer und Bonner Versuchen, die Dresdner Pegida-Demonstrationen nach Nordrhein-Westfalen zu holen, war am vergangenen Montag Köln an der Reihe. Unter dem Label “Kögida” wollten die 500 Versammlungsteilnehmer vom Deutzer Bahnhof bis in die Nähe des Doms marschieren. Weil die Demonstrantionsroute von Antifaschisten blockiert wurde, fiel der Marsch ins Wasser.
Im Gegensatz zum Dresdner Vorbild fanden sich auf dem Ottoplatz vorm Deutzer Bahnhof lediglich 500 Teilnehmer zur “Kögida”-Demonstration des Anmelders Sebastian Nobile ein. Umringt von tausenden Gegendemonstranten standen sie in einem Käfig aus Polizeiabsperrungen und lauschten mehreren Redebeiträgen. Die vielfach wiederholte Hauptaussage dieser Beiträge: “Wir sind keine Nazis!”
Neben dem Anmelder und ehemaligen “German Defense League”-Aktivisten Sebastian Nobile sprach vor allem Melanie Dittmer zu den “Kögida”-Demonstranten. Dittmer ist Anmelderin des Bonner “Pegida”-Ablegers und Aktivistin der “Identitäten Bewegung”. Ende der 90er Jahre war sie in der NPD und in neonazistischen Kameradschaften im Ruhrgebiet aktiv. In ihrem Redebeitrag zitierte sie ausgiebig aus dem Koran und versuchte aufzuzeigen, dass der Islam eine “menschenverachtende Ideologie” sei. Auch Mitglieder der französischen “Generation Identitaire”, dem Vorbild der rechten “Identitäten Bewegung” in Deutschland waren für einen Redebeitrag angereist. Ein weiterer Redner war der aus Pakistan stammende selbsternannte Prophet und “Islamkritiker” Zaid Khan.
Außer den angereisten Versammlungsteilnehmern bekam von diesen Redebeiträgen jedoch kaum jemand etwas mit. Auf mehreren Seiten der Polizeiabsperrung befanden sich lautstark protestierende “Kögida”-Gegner, auch die mehrere tausend Menschen umfassende Kundgebung des Bündnisses “Köln stellt sich quer” fand nur wenige Meter daneben statt. Auf Seiten der Gegendemonstranten ist von mindestens 12.000 Menschen die Rede, die gegen Rassismus auf der Straße waren.
So machten die Kundgebungsteilnehmer von “Kein Veedel für Rassismus” auch das vorher ausgegebene Motto “Pegida – läuft nicht in Köln” wahr. Mehrere tausend Menschen blockierten auf der Deutzer Brücke über den Rhein die geplante Demonstrationsroute von “Kögida”. Ein Sprecher der Kölner Polizei bezeichnete diese Blockade als friedlichen und vom Versammlungsgesetz gedeckten Spontanprotest. Als diese Information die “Kögida”-Kundgebung vorm Deutzer Bahnhof erreichte, drohte die Stimmung unter den Demonstranten zu kippen. Während der Anmelder Nobile den gewollten friedlichen Charakter betonte und klar machte, dass man nicht laufen könne, stimmte Melanie Dittmer die Demonstranten darauf ein, dass man auf jeden Fall eine Alternativroute erstreiten wolle. Als klar wurde, dass auch dies aufgrund der großen Zahl von Gegendemonstranten nicht funktionieren würde, erschallten aggressive “Räumt die Brücke”-Rufe.
Die einzigen Demonstranten, die am Montagabend die Deutzer Brücke überqueren sollten, waren dann allerdings die Teilnehmer der Gegenproteste, die sich nach Abreise der “Kögida”-Demonstranten in einem Demonstrationszug Richtung Altstadt bewegten. Das Wahrzeichen Kölns, der Dom, war auch zu dieser Zeit noch dunkel. Weil “Kögida” bis zum Dom demonstrieren wollte, war die Beleuchtung am Abend ausgeschaltet worden. Man wollte den Rassisten nicht ermöglichen, im Lichte des Doms gegen den Islam zu hetzen.