Am vergangenen Montag lud der hannoversche PEGIDA-Ableger, HAGIDA, zu seiner ersten Aktionen, einem Marsch durch die Stadt. Es blieb beim Versuch. 2500 Menschen mischten sich unter die Teilnehmer und blockierten die Rassisten. Während 17.000 Menschen unter dem Motto „Bunt statt braun“ um die Innenstadt demonstrierten.
Der Protest gegen den ankündigten wurde von großen Teilen der hannoverschen Stadtgesellschaft getragen. Unter der Schirmherrschaft des DGB wurde das Bündnis „Bunt statt braun“ reaktiviert. Die Initiative „Hannover sagt: Licht aus für Rassisten!“ sorgte dafür, dass unter anderem das Opernhaus an diesem Tag die Lichter löschte. Die HAGIDA Demonstranten sollten bei ihrer Abschlusskundgebung auf dem Opernplatz im Dunkeln stehen.
Doch die rund 150 HAGIDA-Teilnehmer kamen gar nicht erst in den Genuss des dunklen Opernhauses. Zusammen mit Gewerkschaftsjugenden, parteinahen Jugendorganisationen und studentischen Initiativen hatten linke und antifaschistische Gruppen zu Blockaden in die Innenstadt mobilisiert. „Wir sind uns einig, dass wir den rassistischen Aufmarsch von HAGIDA gemeinsam blockieren wollen. Wie schon bei den Protesten gegen HOGESA im November 2014 sagen wir: In Hannover lauft ihr keinen Meter!“ erklärte ein Sprecher der Interventionistischen Linken Hannover das gemeinsame Ziel im Vorfeld.
Bereits ab 17:30 Uhr, eine halbe Stunde vor Beginn der Auftaktkundgebung, füllte sich der „HAGIDA“-Startpunkt am Steintor mit Menschen. Für die Polizei waren Gegner und Befürworter von HAGIDA nicht auseinander zu halten. Erst als Gegendemonstranten anfingen, antirassistische Parolen zu rufen und Transparente zu zeigen, wurde das Zahlenverhältnis deutlich. Sehr zur Aufregung von Siegfried Schmitz, Mitglied der rechtspopulistischen Wählervereinigung Die Hannoveraner und Sprecher der German Defense League. Weiterhin war mit Ronny Damerow mindestens ein bekannter Aktivist aus dem Spektrum der Freien Kameradschaften Hannovers und Christina Krieger, Vorsitzende der NPD Hannover, Kundgebungsteilnehmer. Der ndr meldet mit Bezug auf Polizeiquellen die Teilnahme von rund 60 Teilnehmern „aus dem gewaltbereiten rechten Spektrum und der Hooliganszene“. So ist es kaum verwunderlich, dass die Polizei nicht nur wegen Sachbeschädigung einschreiten musste als ein Kamerateam am Filmen gehindert wurde, sondern auch wegen Zeigen des verbotenen Hitlergruß. Vier Teilnehmer auf Seiten von HAGIDA wurden im Laufe der Versammlung festgenommen.
In #Hannover gab es einen schweren Übergriff auf einen Kollegen bei dem die Kamera zerstört wurde #nopegida #PresseFreiheit
— Felix M. Steiner (@FelixMSteiner) 12. Januar 2015
Die Polizei konnte die rund 150 HAGIDA Anhänger auf einem Teil des Platzes abschotten. Von hier sollte der Marsch beginnen, doch 2.500 Blockierer sorgten dafür, dass ihre Parole „Ihr kommt keinen Meter“ umgesetzt wurde. Auch der Einsatz von Reizgas und die hinzugezogene Reiterstaffel der Polizei konnte daran nichts ändern und nach rund einer Stunde löste der Versammlungsleiter die „HAGIDA“-Versammlung auf Anraten der Polizei auf. Die hannoverschen Grünen äußerten sowohl Lob als auch Kritik für den Polizeieinsatz. Der Grünen Vorsitzende, Tobias Leverenz, begrüßte die Entscheidung, die Blockade nicht aufzulösen, kritisierte aber den Einsatz der Reiterstaffel: „Der Einsatz von Pferden war in der unübersichtlichen Situation viel zu gefährlich.“ Das Risiko schwerer Verletzungen sei zu hoch.
Im Vorfeld hatte HAGIDA bereits für Aufregung gesorgt, unter anderem durch die Ankündigung, dass mit Friedemann Grabs, ein Abgeordneter und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Hannoveraner in der Region Hannover als Redner auftreten sollte. Ebenfalls hatte mit Kurt Fischer ein Ratsherr der CDU Fraktion im Stadtrat angekündigt, an der Versammlung teilzunehmen und vorher die Thesen der PEGIDA Bewegung verschickt. Ihm steht nun ein Parteiausschlussverfahren bevor.
Wie es mit HAGIDA in Hannover weiter geht, ist zur Zeit unklar. Laut Lokalpresse haben die Organisatoren ab dem 26. Januar weitere Versammlungen angekündigt. Doch sind zu dieser Zeit bereits zentrale Punkte in der Innenstadt durch Anmeldungen von links belegt. Zum anderen haben die Menschen in Hannover bewiesen, dass sie sehr genau wissen, wie man Zivilcourage praktisch werden lässt.