Am Jahrestag der Reichspogromnacht haben in Trier hunderte Menschen gegen Rassismus demonstriert. Anlass war eine Kundgebung der NPD vor einer Flüchtlingsunterkunft. Mit Fackeln zogen 16 Neonazis vor eine ehemaligen Kaserne, in der seit einigen Tagen erstmals Flüchtlinge leben. Aufgrund technischer Pannen beendete die NPD ihre Aktion frühzeitig.
Zu der Gegenkundgebung hatte der Verein „Für ein buntes Trier“ aufgerufen. Mehr als 350 Menschen trafen sich bereits am frühen Abend vor der Jägerkaserne im Stadtteil Trier West. Dort leben seit dem Wochenende die ersten 13 Flüchtlinge. Mit Redebeiträgen und Plakaten solidarisierten sich die Trierer mit den Geflüchteten. Gleichzeitig erinnerten sie mit einer Schweigeminute an die Novemberpogrome der Nazis im Jahr 1938. Zum Abschluss der Gegenkundgebung trat die Trierer Band „Ivan Ivanovich & The Kreml Krauts“ auf. Sie sorgte für eine ausgelassene Stimmung.
„Wir sind das Volk“?
Ganz anders auf Seiten der NPD. Dort versammelten sich am Abend nur 16 Neonazis, unter ihnen drei Kinder. Zu der Kundgebung unter dem Motto „Wir sind das Volk“ hatte die NPD Trier um Safet Babic aufgerufen. Unterstützt wurde er von Neonazis der Kameradschaft „Nationaler Widerstand Zweibrücken“.
Für Außenstehende war die Aktion der NPD kaum wahrnehmbar. Der Bereich um die Kundgebung wurde weiträumig abgesperrt. Auch die 13 Flüchtlinge in der Jägerkaserne dürften die Neonazis nicht erreicht haben, da die Veranstaltung vor einem leeren Gebäude der Kaserne stattfand. Schon nach kurzer Zeit versagte zudem die Lautsprecheranlage der NPD. So standen die Neonazis den größten Teil des Abends still auf abgesperrter Straße, übertönt von Pfiffen, Parolen und der Musik der Gegenkundgebung. Zum Abschluss ließ die NPD vier Fackeln abbrennen. Nach etwas mehr als einer Stunde beendeten die Neonazis die Versammlung frühzeitig.
Jedes Jahr das gleiche
Seit mehreren Jahren demonstriert die NPD am 9. November in Trier. Doch auch an diesen Aktionen nahmen in der Vergangenheit selten mehr als ein dutzend Neonazis teil. Die Versammlungen gleichen den vielen anderen Mini-Kundgebungen der Trierer NPD. In der Vergangenheit hatte die Stadt Trier immer wieder versucht, die Aktionen am 9. November zu verbieten. Ohne Erfolg. Die NPD setzte sich in allen Fällen juristisch durch. In diesem Jahr verzichtete die Stadt Trier gänzlich auf den Versuch, die Kundgebung zu verbieten. Auch die Nutzung von Fackeln untersagte die Stadt nicht.
Polizei leitet Ermittlungsverfahren ein
Abseits der beiden Veranstaltungen leitete die Poilzei Ermittlungsverfahren gegen mehrere Passanten ein. Weil drei von ihnen Pyrotechnik gezündet haben sollen, wird gegen sie wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Gegen einen weiteren Passanten wurden Ermittlungen wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet. Er soll den Hitlergruß gezeigt haben.