Unbekannte verübten in Leipzig zeitgleich an drei verschiedenen Orten Brandanschläge auf zahlreiche Wohnwägen. Die Polizei prüft einen Zusammenhang der Taten und „ermittelt in alle Richtungen“.
In der Nacht zum Dienstag brachten bisher unbekannte Täter in gleich drei Leipziger Stadtteilen Brandsätze an insgesamt 13 Wohnmobilen an. Während in Plagwitz die Brandsätze an 11 Fahrzeugen rechtzeitig durch Passanten entdeckt und gelöscht werden konnten, griffen die Flammen an den anderen Tatorten auf die abgestellten Fahrzeuge über. So wurden durch die Anschläge in Connewitz und Lindenau zwei Oldtimer-Wohnmobile sowie drei in der Nähe parkende Autos beschädigt oder vollständig zerstört. Da sich zum Tatzeitpunkt glücklicherweise keine Personen in den Wohnwägen befanden, wurde bei den Bränden niemand verletzt.
Nach Informationen der Polizei fanden die Brandstiftungen an den verschiedenen Orten allesamt zwischen 2.30 und 2.40 Uhr statt. Laut Pressestelle der Leipziger Polizeidirektion „liegt es daher nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen den Taten geben könnte“. Die Hintergründe für die Taten seien jedoch unklar und ein Bekennerschreiben hätte es bisher auch nicht gegeben. Auch wenn der Großteil der Brandsätze rechtzeitig gelöscht wurde, entstand insgesamt ein Schaden in fünfstelliger Höhe.
Nicht nur der gleiche Zeitpunkt, sondern auch die gewählten Objekte der Brandstiftungen an verschiedenen Orten sprechen dabei für ein koordiniertes und gezieltes Vorgehen mehrerer Täter. Wie schon bei zwei Bränden in dem alternativen Stadtteil Connewitz vor wenigen Wochen, bei denen ein älteres Mercedes-Wohnmobil und ein VW-Kleinbus in Flammen aufgingen, traf es auch dieses Mal Fahrzeuge, welche durch den Umbau zum Wohnmobil oder auch durch Aufkleber auf einen linken Hintergrund oder zumindest einen vermeintlich alternativen Lebensstil der Halter schließen lassen. Hinzu kommt, dass ein großer Teil der Wägen in der direkten Nähe linker Hausprojekten parkte.
Das alternative Wohnformen wie Hausprojekte und auch Wagenplätze in Leipzig nicht nur auf Freude stoßen, war nach den jüngsten Platzbesetzungen der vergangenen Wochen in den Kommentarspalten deutlich herauszulesen. Die Spanne reicht dabei von ungehaltenen Unmutsäußerungen bis handfesten Gewaltandrohungen. Erst kürzlich forderte Jörg T., ein ehemaliger Stadt- und Landtagskandidat der NPD, in einem Kommentar auf der Facebookseite des lokalen NPD-Kreisverbandes „Arbeitslager bei Brot und Wasser“ für die Besetzer eines neuen Wagenplatzes, welche er als „assozial faules linkes Zeckenpack“ beschimpfte.
Dass aus virtuell geäußerten rechten Hasstiraden gegenüber alternativen Lebensformen reale Gewalttaten werden können, zeigte sich nicht zuletzt auch bei dem missglückten Brandanschlag auf ein alternatives Wohn- und Kulturprojekt in Dresden. Dort drangen Heiligabend unbekannte Täter in das Haus ein und legten im Kohlenkeller Feuer. Auch wenn in die Leipziger Kriminalpolizei bisher im Dunkeln tappt und „in alle Richtungen ermittelt“, liegt es bei den gewählten Zielen und dem koordinierten Vorgehen doch die Vermutung nahe, dass es sich bei den Brandstiftungen um politisch motivierte Anschläge handelt, die explizit linken Menschen und Projekten galten.