Düsseldorf-Garath ist einer dieser typischen Randbezirke west-deutscher Großstädte. Geprägt von sozialen Missständen und Prekarisierung. Rund 18.000 Einwohner hat das Viertel, zum Großteil leben sie in trostlosen Sozialwohnungen und Betonbauten. Der Stadtteil ist auch die Heimat der aktivsten rechtsextremen Szene in Düsseldorf.
Direkt am S-Bahnhof Düsseldorf-Garath gibt es eine typisch deutsche Eck-Kneipe. Das „Braustübchen“ wird stark frequentiert von typischen 90er Jahre Nazis. Wenig Politik, dafür viel Bier.
Im Stadtteil Garath sind Gewalt und Menschenfeindlichkeit keine Ausnahme. Immer wieder kommt es zu Übergriffen. Ob auf stadtbekannte Politiker oder auf vermeintliche „Ausländer“. Erst vor kurzem wurde eine junge Frau in Garath rassistisch beleidigt und angegriffen. Der Angreiferin missfiel das Kopftuch der jungen Frau.
Die erfolgreichste rechts-außen Partei in Düsseldorf-Garath sind die Republikaner. Düsseldorf ist eine der wenigen Städte in Deutschland, in denen es tatsächlich noch aktive, und mehr oder weniger erfolgreiche Ableger der rechten Splitterpartei gibt. Eine der wichtigsten Personen für die Republikaner ist Karl-Heinz Fischer. Er ist der Bezirksvertreter für Düsseldorf-Garath. Rufen die REPs zur Demo, folgen die örtlichen Neonazis. Die meisten von ihnen kommen dann oft direkt aus dem “Braustübchen”.
Am 30. Januar fand eine Kundgebung der Republikaner in Garath statt. Es gab im Nachgang sieben Festnahmen. Alkoholisierte Teilnehmer der REP-Kundgebung griffen linke Gegendemonstranten auf der Abreise an. Die Polizei verfasste dazu jedoch keine Pressemitteilung.
Am 1. Februar wollten die Republikaner wieder in Düsseldorf-Garath eine Kundgebung abhalten, diesmal direkt vor der Stammkneipe ihrer Klientel. Die Partei rief dazu auf, gegen die Gründung einer Anti-Nazi Initiative zu demonstrieren. Dieses Gründungstreffen fand am selben Abend in unmittelbarer Nähe zum „Braustübchen“ statt. In der Mitte der beiden Schauplätze liegt der Nikolaus-Groß Platz. Auf einer Seite die Kneipe und die Kundgebung der Republikaner, auf der anderen Seite die Freizeitstätte Garath, das größte Bürgerhaus in Düsseldorf. Dort fand das Treffen der Nazigegner statt.
Um 19 Uhr war die Kundgebung der Republikaner in vollem Gang, während gleichzeitig das besagte Treffen der zivilgesellschaftlichen Initiativen stattfand. Die Teilnehmer der REP-Kundgebung überboten jegliche Klischees. Autonome Nationalisten, Nipster oder besorgte Bürger? Fehlanzeige. In Düsseldorf-Garath kann man leicht das Gefühl bekommen wieder in den 90ern zu sein. Einer davon ist Kai K. Er ist eine wichtigsten Personen für die Republikaner. Er gilt als Bindeglied zwischen der Partei und den örtlichen Neonazis im Stadtteil. Auf Republikaner-Demonstrationen ist er häufigl als Ordner tätig. So auch an diesem Abend. Auch weitere Personen, die während der Kundgebung noch ein Transparent der Republikaner hielten, wurden am Abend nochmal auffällig.
Nach Beendigung der Republikaner Kundgebung packten alle Beteiligten ein. Zumindest die REPs und die Polizei. Das Treffen der neugegründeten Initiative “Garath stellt sich quer” lief hingegen noch. Trotz der Bitte einer Lokalpolitikerin doch zumindest einen Streifenwagen vor Ort zu lassen. Schließlich standen auch nach Beendigung der Kundgebung noch mehr als 30 Neonazis vor der Kneipe und tranken Bier. Die Polizei lehnte die Bitte ab und zog sich zurück. Wie auf Ansage folgte dann das Unvermeidliche. Erst wurde aus einer dunklen Ecke heraus eine einzelne Person angegriffen. Die Person bewegte sich zu weit von der Freizeitstätte weg, war alleine und wurde dann attackiert. Sie konnte sich gerade so Richtung Freizeitstätte retten. Umstehende schritten ein, der Angreifer konnte auf Abstand gehalten werden, ehe dann auch die Neonazis, die noch vor der Kneipe standen, dazukamen und alle restlichen Umstehenden vor der Freizeitstätte attackierten. Sie waren bewaffnet, unter anderem mit einem Billard-Queue. Mit Mühe und Not konnten sich die Opfer gegenseitig schützen. Mit viel Glück gab es keine größeren Verletzungen, obwohl zwischenzeitlich mehrere Neonazis auf einen am Boden Liegenden eintreten konnten.
Erst durch das Eintreffen der Polizei konnten die Angreifer verscheucht werden. Einige von ihnen flüchteten, andere stellten sich selbstsicher wieder vor ihre Kneipe. Unter ihnen befanden sich ausschließlich Teilnehmer der REP-Kundgebung. Unter anderem eben auch Kai K., der vorher Ordner war, und ein Kay F., der das Transparent der REPs gehalten hatte. Beide waren offensichtlich an dem Angriff beteiligt.
Die Polizei wird später in der ersten Pressemitteilung von einem „Handgemenge” sprechen. Vorausgegangen wären Provokationen beider Seiten. Ob eine politische Motivation eine Rolle spielt, werden die Ermittlungen zeigen müssen. Erst in einer zweiten Pressemitteilung bestätigt die Polizei jedoch, dass unter den Angreifern auch Teilnehmer der REP-Veranstaltung waren.
Außerdem verrät die Polizei ein weiteres interessantes Detail: es waren die ganze Zeit zwei Zivilpolizisten vor Ort gewesen. Unklar bleibt, wieso statt der Zivilbeamten nicht zwei erkennbare Polizisten vor Ort blieben. Die hätten vermutlich bereits durch ihre sichtbare Präsenz den Angriff verhindern können. Außerdem muss die Frage gestellt werden, wieso zwei Polizisten, die vor Ort sind, nicht einschreiten.
Hinweis: In einer früheren Version des Artikels war eine missverständliche Formulierung enthalten, die es erlaubte die Beschreibung des Stadtteils Garath auf die Kneipe zum „Braustübchen“ zu beziehen. Wir haben den Text am 11.4. entsprechend überarbeitet, um Missverständnisse zu vermeiden.