Zuletzt wurden Konzerte im Neonazitreffpunkt „Thinghaus“ in Grevesmühlen noch untersagt. Jetzt scheinen die Behörden Rechtsrock-Veranstaltungen wieder zu genehmigen. Am Samstag den 04.06.2016 fand dort ein Konzert mit mehreren Nazi-bands statt. Unter dem Motto „Thingtanz“ spielten die Gruppen „Hausmannskost“ und „Exzess“ aus Brandeburg, sowie „Timebomb“ aus Schleswig-Holstein vor rund 100 Rechtsextremen.
Der mehrfach vorbestrafte Neonazi Sven Krüger organisierte die Veranstaltung und gab sich Mühe alles nach Vorschrift durchzuführen. Gegen 15 Uhr kontrollierte die Polizei gemeinsam mit dem Organisator das Gebäude um sicherzustellen, dass alle notwendigen Auflagen erfüllt sind. Ebenfalls zu der Zeit anwesend waren vier Mitglieder des Rockerclubs „MC Gremium Schwerin“. Nach der gemeinsamen Begehung des Gebäudes setzten sich diese auf ihre Motorräder und fuhren davon.
Die anwesende Polizei führte Vorkontrollen bei allen Teilnehmenden durch und untersagte einem Minderjährigen, sowie einer Frau mit Kleinkind den Zutritt. Einige Neonazis trugen „Hammerskin“ T-Shirts, eine elitären Organisation die in jüngster Zeit oft im Zusammenhang mit dem NSU erwähnt wird und selten in der Öffentlichkeit präsent ist. Im Hintergrund organisieren sie konspirative Konzerte und vertreiben neonazistische Musik. Auch dieses Konzert wurde zwar angemeldet doch nicht öffentlich beworben. Einige Teilnehmer machten ihre nationalsozialistische Gesinnung bereits durch die Wahl ihrere Auto-Kennzeichen wie „1488“ deutlich. Unter den Gästen befanden sich neben diversen Hammerskins auch Heiko W., der Sektionsleiter Mecklenburg-Vorpommerns der mittlerweile verbotenen Kameradschaft „Weisse Wölfe Terrorcrew“, sowie Tanja S. aus Mölln die zu der rechtsextremen Frauenorgaisation „Gemeinschaft Deutscher Frauen“(GDF) zählt.
Das seit 2010 bestehende Thinghaus gilt als Anlaufpunkt und Vernetzungsort der militanten rechten Szene Norddeutschlands und darüber
hinaus. Regelmäßig finden dort rechtsextreme Veranstaltungen wie Zeitzeugenvorträge oder Kneipenabende statt. Wurden in den letzten zwei Jahren Konzerte im Thinghaus noch von der Polizei verboten und aufgelöst, scheint sich nun die norddeutsche Neonazisszene erneut auf viele Konzerte freuen zu können. In sozialen Netzwerken wird der Erfolg gefeiert und kein Hehl aus der Strategie gemacht: „Ein Thing nach unserem Geschmack! Zukunftsmelodien für kommende Ereignisse wurden gestern eingeläutet!“