Zum mittlerweile achten Mal zogen am Samstag den 12.11. erneut Neonazis durch Remagen. Zu dem Aufmarsch fanden sich etwa 200 Teilnehmer vorwiegend aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen ein. Zeitgleich zog eine Demonstration mit über 400 Antifaschisten durch den Ort.
Seit 2009 kommen die Neonazis jedes Jahr im November nach Remagen um hier ihren „Gedenkmarsch“ durchzuführen. Jedes Jahr herrscht dann Ausnahmezustand in der Kleinstadt. Neben den 200 angereisten Neonazis hatten sich über 400 Antifaschisten zu einer Gegendemo eingefunden und in der Innenstadt feierten Bürger ein „Fest der Demokratie“. Knapp 900 Polizeibeamte waren an diesem Tag im Einsatz um die Route der Neonazidemonstration abzuriegeln.
So hatten dann auch die Blockadeversuche der Gegendemonstranten keine Chance. Die Polizei drängte sie unter Einsatz von Pfefferspray zurück, am Boden liegende Personen wurden getreten. Die Organisatoren der Gegendemo berichteten außerdem, dass Sanitäter nicht zu den Verletzten vorgelassen wurden, eine Person musste ins Krankenhaus gebracht werden.
Die Neonazis konnten ihre Demonstration indes weitestgehend ungestört durchführen. Mit knapp 200 Teilnehmern kamen mehr Neonazis als im Vorjahr. Sie waren zu großen Teilen aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen angereist. Als Redner traten Dortmunds Ex-Feuerwehrchef Klaus Schäfer, Ralph Tegethoff, Kevin Koch und Sven Skoda auf.
Die „Rheinwiesenlager“
Anlass für den „Trauermarsch“ der Neonazis sind die sogenannten Rheinwiesenlager, Kriegsgefangenenlager der Alliierten, die 1945 entlang des Rheins bestanden. Die rechten sprechen hier von einer systematischen Ermordung Deutscher und insgesamt einer Million Toten. Tatsächlich sind laut seriösen Rechnungen zwischen 5.000 und 10.000 Menschen in den Rheinwiesenlagern ums leben gekommen, was hauptsächlich an den nach Kriegsende herrschenden Versorgungszuständen lag. Zu dieser geschichtsrevisionistischen Umdeutung kommt die Tatsache, dass in Remagen ein vom NS-Künstler Adolf Wamper geschaffene Skulptur, die „Schwarze Madonna“, als Mahnmal an die Rheinwiesenlager erinnert. Diese befindet sich den der Friedenskapelle vor der die Rechten jedes Jahr ihr Heldengedenken abhalten und Kränze niederlegen.
Der Bedeutung des Aufmarschs und der Debatte um die lokale Erinnerungskultur widmet sich ein aktuelles Interview.