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Wegen “Frei.Wild”: “Kraftklub” boykottieren Echo-Preisverleihung

 

Neonazi mit Frei.Wild-Schal beim Naziaufmarsch im Januar 2013 in Magdeburg © Jesko Wrede
Neonazi mit Frei.Wild-Schal beim Naziaufmarsch im Januar 2013 in Magdeburg © Jesko Wrede

Zum zweiten Mal ist die Band „Frei.Wild“ für den Echo nominiert. Dass eine deutschsprachige Band aus Südtirol in Italien, die durch völkisch-nationalistische Texte aufgefallen ist, in der Kategorie „Rock/Alternativ National“ eine Plattform geboten bekommt, sorgte gestern bereits kurz nach der Bekanntgabe für viel Unmut. Die ebenfalls nominierte Band „Kraftklub“ will den Echo nun deswegen boykottieren, wie sie heute bekannt gab.

Von Roland Sieber, zuerst veröffentlicht auf Publikative.org

Seit Dienstag tobt auf der Facebookseite des Echos eine heftige Diskussion zwischen „Frei.Wild“-Anhängern und deren Kritikern. Dirk Stegemann von der Kampagne „Zusammen handeln! Gegen rassistische Hetze und soziale Ausgrenzung!“ erläuterte dazu auf Anfrage:

„Für die Nachwuchsgewinnung spielt Musik und deren mediale Verbreitung wegen ihrer Anschluss- und Mobilisierungsfähigkeit in der rechten Szene eine wichtige Rolle. Völkisch-nationalistische sowie “Blut- und Boden-” Rhetorik ist deshalb auch auf keiner Bühne hinnehmbar. Sie ist der Einstieg in, der Nähr- und Resonanzboden für Ungleichwertigkeitsdenken, Chauvinismus, Hass sowie rechte, rassistische Gewalt.“

Heute zog der Shitstorm der „Frei.Wild“-Fans unter die Stellungnahme von Kraftklub weiter: Mehr als 1.000 Pro- und Contrakommentare sammelten sich innerhalb der ersten zwei Stunden an.

„Wir haben unsere Plattenfirma gebeten, dafür zu sorgen, dass unsere Nominierung für den Echo in der Kategorie “Rock/Alternativ National” zurückgezogen wird. Wir möchten nicht weiter in einer solchen Reihe genannt werden. Obwohl wir uns gefreut haben zusammen mit Mia, Die Toten Hosen, Unheilig, und Die Ärzte nominiert gewesen zu sein“,

postete die angesagte Band um kurz nach 12 Uhr am heutigen Mittwoch. Die fünfköpfige Musikgruppe spielte damit offensichtlich auf die Südtiroler Rechtsrockband an, die als einzige nicht in der Aufzählung genannt wird. Bereits beim Echo 2012 sangen „Kraftklub“ zusammen mit dem Rapper „Casper“ vor laufenden Kameras:

„Hättest Du mich auch geküsst, Dich einfach auf mich draufgestürzt – die Welt wäre vielleicht besser, ‘Frei.Wild’ endlich aufgelöst. Immer noch für Nazis kein Go, bitte bitte Gott gib mir nochmal ein Album von Eins Zwo.“

Auch die ebenfalls nominierte Band „Die Ärzte“ positionierten sich mehrfach gegen Frei.Wild.  So tauschten sie bei Live-Konzerten bei ihrem Song „Schrei nach Liebe“ die Textzeile „Zwischen Störkraft und den Onkelz steht ‘ne Kuschelrock-LP“ gegen „Zwischen Frei.Wild und den Onkelz …“. Heute gaben „Die Ärzte“ auf ihrer offiziellen Homepage folgendes Statement ab: „Beim ‘Wichtigsten Deutschen Musikpreis’ ist mal wieder eine politisch fragwürdige Band nominiert. Da uns der Echo sowieso nie interessiert hat und unsere politische Einstellung hinreichend bekannt sein sollte, liegt der Rest in den Händen der sicherlich weisen Juroren.“

Die ARD überträgt die Preisverleihung am Donnerstag, den 21. März live aus der Messe Berlin. Bereits jetzt darf das Publikum auf der Videoplattform „MyVideo“ abstimmen. Bei Twitter sorgt die Nominierung der Rechtsrockband ebenfalls für viel Spott, so wurde z.B. Erika Steinbach für die Laudatio für „Frei.Wild“ beim Echo vorgeschlagen.

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