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Kriegsverlierer auf der Straße

 

Europaweit wird das Kriegsende am 8. Mai feierlich begangen, wie hier in Berlin. Doch manche trauern dem Regime nach © Theo Schneider
Europaweit wird das Kriegsende am 8. Mai feierlich begangen, wie hier in Berlin. Doch manche trauern dem Regime nach © Theo Schneider

Der 8. Mai wird europaweit als Ende des Zweiten Weltkrieges feierlich begangen. Mit Zeremonien, Kranzniederlegungen aber auch festlichen Aktivitäten wird dem „Victory Day“ bzw. in Deutschland dem „Tag der Befreiung“ gedacht. Doch dieser Tag lockt auch immer wieder die heutigen Anhänger des untergegangenen Nazi-Regimes auf die Straße: Für sie gilt der 8. Mai 1945 als „Tag der Schande“, an dem sie versuchen, ihre geschichtsrevisionistischen Thesen an die Öffentlichkeit zu bringen.

Größte Aktion der Rechtsextremen war gestern ein Aufmarsch von 250 NPD-Anhängern in Demmin (Mecklenburg Vorpommern). Unter ihnen befanden sich auch NPD-Landtagsabgeordnete wie Udo Pastörs. Seit 2006 suchen Neonazis an dem Tag die Hansestadt heim, um eine als „zentralen Ehrendienst“ genannte Versammlung in der Stadt abzuhalten und den „grausamen Verbrechen an unserem Volk“ zu gedenken. Es ist der sattsam bekannte Versuch, an einem deutschen Opfermythos zu stricken, der lediglich das „Unrecht“ der Alliierten kennt, aber von Holocaust und deutschen Verbrechen während des Weltkriegs nichts wissen will. Sinn des Ganzen ist, das verbrecherische Handeln Nazideutschlands auf eine Stufe mit denen ihrer Gegner zu stellen, um es dadurch zu legitimieren und zu relativieren. Anmelder dieses „Trauermarsches“ war der stellvertretende NPD-Landesvorsitzende Michael Gielnik aus Usedom, der bereits jetzt bis 2017 Versammlungen an dem Tag angemeldet hat.

Haben den Krieg verloren: 250 Neonazis verklären Geschichte in Demmin am 8. Mai © Sören Kohlhuber
Haben den Krieg verloren: 250 Neonazis verklären Geschichte in Demmin am 8. Mai © Sören Kohlhuber

Doch es gab auch Widerspruch zu den kruden Thesen und Protest auf den Straßen: Nach Polizeiangaben waren 500-600 Gegendemonstranten in Demmin unterwegs, beteiligten sich an einem zentralen „Friedensfest“ und blockierten zeitweilig die Route der Neonazis, deren Aufmarsch deswegen umgeleitet werden musste.

In Berlin versuchte die NPD ebenfalls den „Tag der Befreiung“ umzudeuten. Dazu störten rund 20 Neonazis aus Berlin und Königs Wusterhausen (Brandenburg) um NPD-Landeschef Sebastian Schmidtke mit einer Kundgebung am „Deutsch-Russischen Museum“  in Karlshorst ein dort stattfindendes Fest. Das Museum befindet sich in dem Gebäude, in dem vor 68. Jahren die Wehrmacht die Kapitulationsurkunde unterzeichnete. Jedes Jahr findet dort anlässlich des 8. Mai ein Museumsfest mit Veteranen, internationalen Gästen und Zeitzeugen statt. Trotz der bekannten Taktik der NPD, Kundgebungen nichtmehr öffentlich zu bewerben um Gegenproteste zu erschweren,  fanden sich kurzfristig über 50 Menschen ein, um gegen den rechten Auftritt zu protestieren. Daraufhin zog es die NPD weiter nach Königs Wusterhausen, um sich dort am Bahnhof als Opfer der Alliierten zu inszenieren.

In Berlin beschmierten Neonazis zudem in der vergangenen Nacht ein Sowjetisches Ehrenmal in Buch. Ein Passant stellte gegen 5.30 Uhr die Sprühereien in Form verschiedener Parolen, die den „Tag der Befreiung“ thematisierten, an dem Denkmal in der Wiltbergstraße fest und verständigte die Polizei.