Es gibt zahlreiche Hinweise, dass das Berliner LKA einen weiteren V-Mann mit NSU Bezug führte. Dabei handelt es sich um den bundesweit bekannten (ehemaligen) Neonazi Nick Greger mit Verbindungen zu V-Mann Carsten Szczepanski, alias „Piatto“, der als NSU Unterstützer auf der sogenannten129er Liste der Generalbundesanwaltschaft geführt wird.
Nick Greger wurde im Jahr 2000 verurteilt, weil er gemeinsam mit Carsten S. einen Sprengstoffanschlag auf politische Feinde geplant hatte. Nick G. gab im Dezember 2013 einem rechtspopulistischen Magazin ein Interview, in dem er behauptet, Ende Oktober 2013 von zwei Berliner LKA-Beamten in Thüringen aufgesucht worden zu sein. Bei dem Treffen sollen die beiden Beamten Nick G. mitgeteilt haben, der NSU-Untersuchungsausschuss habe die alten Vernehmungsakten aus dem Jahr 2000 mit Informationen über V-Mann „Piatto“ angefordert. Die beiden Männer sollen ihm versichert haben, die Akten so gut es ging geschwärzt zu haben. Die Beamten hätten ihm zudem nahe gelegt, nicht vor dem Untersuchungsausschuss auszusagen.
Diese Behauptungen und Hinweise, die dem NSU Untersuchungsausschuss im Thüringer Landtag vorliegen, lassen vermuten, dass Nick G. selbst als V-Mann durch das LKA-Berlin geführt worden ist. Damit wäre neben V-Mann Thomas Starke, der dem NSU Trio in den 90er Jahren Sprengstoff besorgte, Nick G. ein weiterer V-Mann der Berliner Polizei mit Bezügen zum NSU.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hatte den Vorgang für den heutigen Innenausschuss im Berliner Abgeordnetenhaus angemeldet und vom Senat umfassende Aufklärung und Transparenz erwartet. Senator Henkel ist seinem Versprechen einer lückenlose Aufklärung und „vollständiger Transparenz“ gegenüber den Berliner Abgeordneten und der Öffentlichkeit nicht gerecht geworden. Es konnten keine Informationen über den Vorgang gegeben werden und Senator Henkel war nicht in der Lage, die Fragen zu beantworten. Damit wird in Berlin wiederholt der Versuch behindert, den NSU-Komplex und seine Verstrickungen mit staatlichen Behörden aufzuarbeiten,. Die Vermutungen, dass Nick G. als V-Mann tätig war, wurden im heutigen Innenausschuss nicht dementiert, sodass davon ausgegangen werden muss: Berlin hat einen neuen V-Mann-Skandal.