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Wahlkampf ohne Publikum

 

Bonn, Pro NRW, Mengersen, Dittmer 13.11.2015 ©Melanie Kuhn
Abgedrängt in eine Seitenstraße: Christoph von Mengersen und Melanie Dittmer

Die rechtspopulistische Partei Pro NRW hatte an diesem Freitag (13.11.2015) mehrere Veranstaltungen in Bonn und Umgebung angemeldet. Gegen die Infostände protestierten in Königswinter rund 50, in Meckenheim 150 und in Bonn mehr als 200 Menschen.

Mit einer handvoll Personen wollte der Pro NRW-Kreisverband Bonn unter der Schirmherrschaft von Stadtrat Christoph von Mengersen ein Zeichen „gegen den massenhaften Asylmissbrauch“ setzten. In Königswinter machten starke Regenfälle einen Strich durch die Rechnung und auch in Bonn war dieses Zeichen nur geringfügig zu spüren. Aufgrund der zahlreichen Gegendemonstranten fand der Infotisch nicht wie geplant auf dem Bonner Marktplatz, sondern in einer nahegelegenen Seitenstraße statt. Geschützt und abgeschirmt von mehreren Mannschaftsbussen und Beamten der Polizei konnten nur wenige Passanten Notiz von der kleinen Versammlung am Infostand nehmen. Die Reden von Melanie Dittmer und Christoph von Mengersen waren mit keiner Silbe auf dem Bonner Marktplatz zu hören. Mengersen selbst bezeichnete sich selbst unter anderem als „einzige[n] von 86 Stadträten [der] die Interessen der einheimischen Bevölkerung im Bonner Stadtrat“ vertritt.

Bonn, Pro NRW, Melanie Dittmer 13.11.2015 © Melanie Kuhn
Dittmer im Vorder-, Mengersen im Hintergrund

Im gesamten Verlauf der Veranstaltungen blieb es fast vollkommen ruhig. Zur einzigen tumultartigen Szene kam es, als Melanie Dittmer versuchte, den Weg zur Veranstaltung von Pro NRW durch eine Gruppe von 50 bis 100 Gegendemonstranten zu betreten. Lautes Geschrei brach los. Sofort schritt die Polizei ein und geleitete Dittmar den restlichen Weg. Im Gespräch sagte sie später, sie sei angespuckt worden und die Polizei habe sich geweigert ihre Anzeige aufzunehmen. Aufgrund dessen kündigte sie in ihrer Rede an sowohl Anzeige gegen die Polizei wegen Strafvereitelung im Amt und der „rechtswidrigen Verlegung des Infostandes als auch Beleidigung und der im Raum stehenden Spuck-Attacke zu stellen. Auf Nachfrage, warum sie den Weg durch die ungefähr 200 Gegendemonstranten und nicht durch eine der beiden möglichen Nebenstraßen gewählt hatte, gab die in Bornheim wohnende Frau an, sich in Bonn nicht gut genug auszukennen. Außerdem verriet sie, dass bereits ein „nationalistischer Aufmarsch“ im Dezember geplant sei, den Bonn „so noch nicht gesehen hat.“ Als möglichen Ort des Aufmarsches gab sie den Bonner Stadtteil Tannenbusch an. Damit geht sie eine Konfrontation mit den in Bonn stark vertretenen Salafisten ein

Als die Veranstaltung bereits vorbei war, kam es laut Polizei gegen kurz vor 19.00 Uhr (die Veranstaltung endete kurz nach 18 Uhr) am Bonner Hauptbahnhof zu einem Angriff auf Melanie Dittmer. Später wurden die Personalien mehrerer Verdächtiger am Kölner Hauptbahnhof festgestellt. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.

Fotos: © Melanie Kuhn