Bevor ich mich dazu entschlossen habe, als Autor beim Störungsmelder mitzumachen, überlegte ich mir, welche Erfahrungen ich mit Nazis und Ausländerfeindlichkeit bereits gemacht habe. Fünf Jahre meines Lebens verbrachte ich in England und ich war erstaunt, wie die Wahrnehmung der Deutschen in den Augen der Engländer ist. Ich frage mich häufig, wie es dazu kommt, dass eine derart große Anzahl an Menschen der Meinung ist, Deutschland sei Nazi-Land.
Dazu befragt, berichteten mir Mitspieler, dass im Schulunterricht der Zweite Weltkrieg ausführlich thematisiert wurde. Zudem sah ich im Fernsehen erstaunlich häufig Dokumentationen über Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Von der Zeit danach hört man dagegen wenig, so als sei nach dem Ende des Krieges nichts mehr passiert. Viele meiner Freunde und Bekannten stellten bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland fest, dass sich doch etwas getan haben muss. Viele lobten die Gastfreundschaft. Doch auch die aktuellen politischen Diskussionen um „Ausländerkriminalität“ in Deutschland bleiben den Engländern nicht verborgen. Wer weiß, wie lange der positive Eindruck noch vorhalten wird.
Zwei Geschehnisse sind mir aus meiner England-Zeit besonders im Gedächtnis geblieben. Ich staunte nicht schlecht, als ich mich bei einem Premier-League-Spiel warmlief und im Publikum eine Fangruppe stand, die den Hitlergruß zeigte. Noch mehr verwunderte mich, dass das, ausser mir, niemanden zu stören schien. Ich konnte lediglich den Kopf schütteln und ignorierte die volltrunkenen Schwachköpfe.
Aber auch unter meinen Mitspielern gab es einen Spieler, der mir aufgrund seiner Dummheit im Gedächtnis blieb. Kurz vor meinem Wechsel zurück nach Deutschland ließ ich ein von mir getragenes Trikot von allen Mannschaftskollegen zusammen mit einer Widmung signieren. Viele wünschten mir alles Gute beim neuen Verein und für die weitere Zukunft. Einen Mitspieler jedoch überforderte diese Aufgabe. Er schrieb: „ All the Best“, signierte das Trikot und rundete das Ganze mit einem Hakenkreuz ab.