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Rechtsrock-Festival auf Grundstück eines AfD-Politikers

 

Im Juli werden mehrere Tausend Neonazis bei zwei Rechtsrock-Open Airs in Südthüringen erwartet. Das Pikante daran: das Gelände auf dem die Freiluftveranstaltungen stattfinden, gehört einem bekannten AfD-Politiker.

Es war „ein kleines historisches Ereignis“, wird der Sprecher des AfD-Regionalverbandes Hildburghausen zur Gründung der neuen Parteigliederung im November 2016 zitiert. Zu den Vorstandsmitgliedern des neuen Regionalverbandes gehört auch Bodo Dressel, Bürgermeister der Gemeinde Grimmelshausen. Noch im Mai 2014 hatte er auf Platz 15 der CDU-Liste für den Kreistag kandidiert, doch inzwischen ist er weder Mitglied im Kreisverband noch in der CDU. Darauf legt die CDU-Kreisvorsitzende Kristin Floßmann so großen Wert, dass sie im Mai extra eine Pressemitteilung zu ihrem ehemaligen Parteifreund herausgab. Der Grund: auf einem Grundstück von Dressel in Themar sollen im Juli 2017 zwei große Rechtsrock Open-Airs stattfinden.

Altgediente Rechtsrock-Bands

„Rock für Identität“ 2016, Foto: Störungsmelder

Dazu gehört „Rock für Identität“, das im vergangenen Jahr mit 3500 Neonazis zum bundesweit größten Rechtsrock-Konzert seit 2009 avancierte. Ursprünglich war das Neonazi-Event für Sömmerda bei Erfurt angemeldet worden, nun soll es unter der Regie des langjährigen bayrischen Neonazis Patrick Schröder am 29.07.2017 auf Dressels Grundstück in Themar stattfinden. Zwischen der Bundesstraße und einem Naturschutzgebiet sind sechs Rechtsrockbands angekündigt, unter anderem die bereits Anfang der 1990er Jahre gegründete Formation „Sturmwehr“ und „Frontalkraft“ aus Cottbus. Sie ist eine der ältesten Bands aus der Hammerskin-Szene, besonders populär ist bei ihren Fans das Lied „Schwarz ist die Nacht“. Darin heißt es: „Schwarz ist die Nacht, in der wir euch kriegen, Weiß sind die Männer, die für Deutschland siegen, Rot ist das Blut, auf dem Asphalt“. Seit längerer Zeit ist Schröder auch in Thüringen u.a. mit Tommy Frenck aktiv, der den Neonazi Treffpunkt „Gasthaus Goldener Löwe“ in Kloster Veßra betreibt. Gegenüber der Kneipe betreibt Bodo Dressel einen Handel mit Gebrauchtwagen.

In einem Beitrag des SWR (Das Danaergeschenk. Wie ein Neonazi einen kleinen Ort in Verlegenheit bringt) heißt es, Dressel komme mit Frenck „gut zurecht“. Der AfD-Politiker sagt dort selbst: „Ich habe mit ihm ein gutes Verhältnis, ich will das auch nicht irgendwie aufs Spiel setzen, nicht weil ich Angst vor ihm oder seine[n] Gästen habe, sondern weil ich sage, gut, man muss auch versuchen miteinander klarzukommen und miteinander zur reden“. Und so dürften die Besucher von Rechtsrock-Konzerten kostenlos auf Dressels Firmenparkplatz parken, wenn anderswo in Kloster Veßra kein Platz ist.

Vom verbotenen Nazinetzwerk „Blood & Honour“ beworben

Shirt der Band Frontalkraft. Foto: Kai Budler

14 Tage vor dem „Rock für Identität“ findet auf dem Grundstück in Themar bereits ein Rechtsrock Open-Air statt. Es ist die zweite Auflage von „Rock gegen Überfremdung“, das im vergangenen Jahr knapp 500 Neonazis nach Kirchheim im Ilmkreis zog. Wie das „Rock für Identität“ wird auch dieses Rechtsrock-Event auf der internationalen Website des in Deutschland verbotenen Netzwerkes Blood & Honour beworben. Mit populäreren Band wollen die Veranstalter in diesem Jahr offenbar mehr Besucher anlocken und rechnen mit etwa 2.000 Neonazis. Zu den Headlinern gehören neben der „Lunikoff Verschwörung“ die Anfang der 1990er Jahre gegründeten Rechtsrock-Bands „Stahlgewitter“ und „Sleipnir“. Besonders der angekündigte Auftritt von „Stahlgewitter“ dürfte kein Zufall sein, die Band war bereits im Oktober 2016 in der Schweiz vor etwa 5000 Neonazis der Headliner bei einem der größten Rechtsrock-Konzerte der letzten 20 Jahre. Zu den Organisatoren des Konzertes in Unterwasser gehörte auch die Neonazi-Gruppierung „Turonen“ bzw. „Garde 20“, die laut Innenministerium auch das „Rock gegen Überfremdung“ im August 2016 in Kirchheim organisierten.