Nachdem ein „Nationales Kinderfest“ der Naziszene in Anklam verboten wurde, wollen die Rechten am gleichen Tag einen Aufmarsch durchführen. Ein Bündnis aus linken Gruppen ruft unter dem Motto „Enough is Enough – Wider den Anklamer Zuständen!“ zum Protest gegen den Naziaufmarsch auf.
Mit dem Ziel, ein weithin wahrnehmbares Zeichen des Protests zu setzen, ruft ein Bündnis antifaschistischer Gruppen aus Mecklenburg-Vorpommern zu einer antifaschistischen Demonstration am 31. Juli 2010 in Anklam (Ostvorpommern) auf. Die Stadt gilt über das Bundesland hinaus als Hochburg der radikalen Rechten, in der sie zweistellige Wahlergebnisse erzielen kann und sich in die Mitte der Gesellschaft vorgearbeitet hat.
Mit der Demonstration wollen die Antifaschist/innen ein klares Zeichen gegen die zunehmende Verankerung der Neonazis setzen und sich ihrem selbstbewußtem Auftreten entgegenstellen. Zugleich rufen sie zur breiten Teilnahme an dieser Protestveranstaltung gegen die am selben Tag angekündigte NPD-Demonstration auf.
„Das rücksichtslose Auftreten der Rechtsradikalen in Anklam wie auch im ganzen Bundesland darf nicht unwidersprochen bleiben“, wie Pressesprecherin Petra Seyer erklärt. „Nachdem sie mit ihrer Demonstration nun schon Zivilgesellschaft und Stadtverwaltung offen drohen, heißt es für uns: Genug ist genug! Unter dem Motto ‚Enough is Enough – Wider den Anklamer Zuständen!‘ werden wir gegen die Rechten auf die Straße gehen, auf die Präsenz der äußerst aktiven Neonaziszene hinweisen und gegen ihre Ideologie protestieren, die sich auch im Anklamer Alltag bemerkbar macht.“
Ostvorpommern und die Kreishauptstadt Anklam sind seit Jahrzehnten ein Schwerpunkt neonazistischer Aktivitäten: Nach Neonazi-Konzerten und -Gewalttaten haben Kameradschaften und NPD die lokale Szene organisiert. Bei Wahlen erreicht die NPD bis zu 12 Prozent der Stimmen, im Kreistag ist sie in Fraktionsstärke vertreten. Und ihre kontinuierliche Propaganda hinterläßt Spuren: So sorgte eine Studie der Universität Bielefeld im Mai diesen Jahres für Aufsehen, nach deren Angaben 34,6 Prozent der befragten Anklamer die rassistische, nationalistische und antisemitische NPD mit ihren gewalttätigen Kadern für eine „Partei wie jede andere auch“ halten. „Es ist bezeichnend, dass weiterhin über die Hälfte der Befragten der Ansicht sind, dass es in Anklam zu viele Ausländer gäbe“, so Seyer. „Die knapp 70 Prozent, die angaben, sich gegen Rechtsradikale engagieren zu wollen, wenn es dazu in Anklam die Möglichkeit gäbe, können dies am 31. Juli unter Beweis stellen.“ Die Demonstration gegen die Neonazi-Szene wird um 11 Uhr vor dem Bahnhof beginnen und durch die Stadt führen.
Für den 31. Juli hatte die rechtsradikale NPD ein so genanntes „nationales Kinderfest“ angemeldet, welches jedoch verboten worden ist. Auf das Verbot reagieren die Neonazis mit der Drohung, am selben Tag in Anklam zu demonstrieren, wenn ihr „Fest“ verboten bleiben würde. Im Internet rufen sie unter dem Motto „Gegen kinderfeindliche Bonzen – für eine lebenswerte Zukunft in unserer Heimat – Freiheit statt BRD“ zu ihrem Aufmarsch auf und kündigen an, dass Anklam eine „National Befreite Zone“ bleibe.
Proteste gegen den Naziaufmarsch
31.7. 2010 um 11 Uhr Bahnhof Anklam