Das Vorstandsmitglied des niedersächsischen NPD-Landesverbandes aus Bad Lauterberg, Carsten Steckel, ist nach einer langen Krankheitsphase vermutlich an Krebs gestorben. Der Sterbefall wurde am 8.02.2011 amtlich bestätigt, Gerüchte über eine schwere Krankheit des 53-jährigen Steckel waren schon im November 2010 laut geworden. Die von ihm betreuten Internetseiten des NPD-Landesverbandes und seines Kreisverbandes wurden bereits seit August 2010 nicht mehr aktualisiert.
Mit Steckels Tod muss die NPD in Niedersachsen auf die Hilfe eines Volksverhetzers verzichten, der sein Leben voll und ganz der extrem rechten Partei gewidmet hatte. Vor zehn Jahren wurde der gelernte Werkzeugmacher Mitglied der NPD, 2005 avancierte er zum Vorsitzenden des Kreisverbandes Osterode am Harz. Seitdem war er für den Inhalt der Internetseite des Kreisverbandes verantwortlich. Während der schnauzbärtige Mann mit den grauen Haaren unauffällig im Harz agierte und überregionale Kontakte spann, ist seine Präsenz im Internet nicht zu übersehen. Im niedersächsischen Landeswahlkampf 2008 war er als „Netzmeister“ für den damaligen NPD-Spitzenkandidaten Andreas Molau tätig, im NPD-Landesvorstand für die „Medientechnik“ zuständig und auf der Homepage der NPD Osterode wurde er zum Vielschreiber. Stets stellte Steckel die in seinem Computergeschäft erworbenen Fähigkeiten in den Dienst der extrem rechten NPD.
Straftaten im „Weltnetz“
Als Folge gingen bei der Staatsanwaltschaft gleich mehrere Strafanzeigen gegen Steckel ein – der Landesvorstand der PDS Niedersachsen sprach 2005 unter anderem von Volksverhetzung und Aufstachelung zum Rassenhass. Daraufhin verschwanden zahlreiche Meldungen und „Leserbriefe“ von der Homepage, einer Gerichtsverhandlung konnte Steckel aber dennoch nicht entgehen. Im Mai 2007 musste er sich wegen Volksverhetzung vor dem Amtsgericht Herzberg verantworten. Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, er habe Texte auf der Internetseite der NPD Osterode platziert, in denen „der Holocaust als perfide Propagandalüge des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet wurde.
Außerdem hatte Steckel auf der Homepage einen „offenen Brief“ an Bundeskanzlerin Merkel veröffentlicht, in dem es unter anderem hieß: „Der Tag, an dem die Holocaustlüge zerschmettert wird, kommt schneller als Sie denken. Das BRD-System wird zusammen mit dieser infamsten aller Propagandalügen untergehen“. Das Amtsgericht verurteilte Steckel wegen Volksverhetzung zu sechs Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe. Nach dem Urteil verschwand Steckel als presserechtlich Verantwortlicher vorübergehend von den Internetseiten und in der Öffentlichkeit wurde es still um den „eifrigsten ‚Parteisoldaten‘ im Westharz“ (Andrea Röpke). Immerhin galt es sich auf die niedersächsische Landtagswahl 2008 vorzubereiten, für die Steckel beim Landesparteitag in Scharzfeld am Harz auf den Listenplatz 13 gewählt wurde. Seine Direktkandidatur scheiterte jedoch an zu wenigen Unterstützungsunterschriften aus einem Wahlkreis Göttingen Stadt. Bereits drei Jahre zuvor war er als Direktkandidat zur Bundestagswahl im Wahlkreis Hildesheim erfolglos gewesen.