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„Eichsfeldtag“ mit Rechtsrock jetzt im braunen Hundekot?

 

Neonazis beim "Eichsfeldtag" 2012, Foto Kai Budler
Neonazis beim "Eichsfeldtag" 2012 © Kai Budler

Kaum ist die RechtsRock-Saison in Thüringen vorbei, planen die Neonazis schon ihre Open Air Konzerte für das kommende Jahr. Dazu gehört auch der „Eichsfeldtag“ des NPD-Kreisverbandes Eichsfeld um ihren Vorsitzenden Thorsten Heise. Bereits zum dritten Mal soll das Rechtsrock-Festival im Mai 2013 in Leinefelde stattfinden. Doch die Stadt hat mittlerweile vorgesorgt.

Seit 2007 fand im Schnitt an jedem zweiten Wochenende ein extrem rechtes Konzert im Freistaat statt, für das Jahr 2011 listet die „Mobile Beratung in Thüringen“ (Mobit) 18 Musikveranstaltungen und ein im Vorfeld verhindertes Konzert auf, der Thüringer Verfassungsschutz hingegen erwähnt nur fünf durchgeführte Konzerte. Bei der Konzertfrequenz liegt der Freistaat im Bundesvergleich zwar im Mittelfeld, mit gleich drei Festivals unter freiem Himmel pro Jahr besitzt Thüringen aber ein Alleinstellungsmerkmal, sagt Mobit-Mitarbeiter Mikis Rieb und verweist auf 30 Open Air Großkonzerte aus der rechten Szene in den letzten zehn Jahren.

RechtsRock-Festivals als NPD Finanzspritze

"Rock für Deutschland" 2012,Foto M.S.
"Rock für Deutschland" 2012 © M.S.

Für die NPD als Veranstalter rechnet sich der Aufwand: allein im vergangenen Jahr flossen insgesamt knapp 21.400 Euro aus den Großveranstaltungen der NPD in Thüringen in die Kasse des Landesverbandes. Vorreiter ist seit 2002 der „Thüringentag der nationalen Jugend“ an wechselnden Orten, für den anfangs Ralf Wohlleben verantwortlich zeichnete. Der langjährige Kader des „Nationalen Widerstands Jena“ und der NPD ist derzeit wegen des Vorwurfs der Unterstützung des „NSU“in Haft. Ein Jahr später folgte das Open Air „Rock für Deutschland“, das seitdem einmal im Jahr unter der Regie des örtlichen NPD-Kreisverbandes in Gera stattfindet. Auch das von Wohlleben initiierte „Fest der Völker“ gehörte seit 2005 zur RechtsRock Saison in Thüringen. Nach der vierten Auflage im Jahr 2009 ist es still geworden um die ursprünglich bis 2015 angemeldete Großveranstaltung, die inzwischen abgeschaltete Homepage war bis zum Schluss auf Wohlleben zugelassen, der im November 2011 als mutmaßlicher Unterstützer des „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) verhaftet worden war. In die dadurch entstandene Lücke sprang ein Jahr später der mehrfach vorbestrafte Neonazi Thorsten Heise mit seinem „Eichsfelder Heimattag“.

„Eichsfeldtag“ 2013 auf dem Hundelaufplatz?

Mehrfach vorbestraft: Thorsten Heise, Foto: Kai Budler
Mehrfach vorbestraft: Thorsten Heise © Kai Budler

Doch damit könnte es zumindest an dem bisherigen Standort vorbei sein, denn der Verwaltung der Stadt Leinefelde reicht es offenbar. Um nach dem Bundesparteitag der NPD in der Obereichsfeldhalle 2004 eine Wiederholung zu verhindern, hatte die Stadt bereits die Nutzungsordnung für die Halle geändert. Per Stadtratsbeschluss steht nun auch der zentrale Platz in Leinefelde für Parteien nicht mehr zur Verfügung. Vier Tage vor dem „Eichsfeldtag“ 2012 hatte dort die Gruppierung „Freie Kräfte Eichsfeld“ den Feiertag zum 1. Mai gestört. Auf dem Rechtsrock-Event hatte Matthias Fiedler von der NPD im Eichsfeld dann auch noch den „Freien Kräften Eichsfeld“ ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit gedankt. Auch für den Ohnesportplatz, auf dem der „Eichsfelder Heimattag“ bislang stattgefunden hatte, ist eine andere Nutzung vorgesehen, wie es aus dem Rathaus auf Anfrage heißt. Wo im Mai 2012 Neonazis im Regen RechtsRock-Bands wie der „Lunikoff Verschwörung“ lauschten, soll künftig ein Hundelaufplatz entstehen. Allein für die Einzäunung des Geländes sind in dem einstimmig beschlossenen Nachtragshaushalt der Stadt bereits 12.000 Euro eingetragen. Denn in Leinefelde herrscht Leinenzwang, was Hundehalter besonders nach der Erhöhung der Hundesteuer stört. Der nun im südlichen Leinefelde geplante Laufplatz sei ein Angebot an Hundehalter, deren Tiere sich künftig auf dem Gelände des alten Sportplatzes ohne

Leinefelde im Mai 2012, Screenshot Filmpiraten
Leinefelde im Mai 2012 © Screenshot Filmpiraten

Leine austoben sollen. Allein in diesem Jahr hatten knapp 1.000 Neonazis den „Eichsfeldtag“ besucht, dessen Verbot kurz zuvor von den Gerichten gekippt worden war. Bei den Besucherzahlen hat sich das noch junge Neonazi-Event damit bereits vor das traditionelle „Rock für Deutschland“ in Gera gesetzt. Die Polizei registrierte in Leinefelde 29 Straftaten, der Großteil wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, und zehn Ordnungswidrigkeiten. Die Ermittlungen gegen einen Mann, der aus einer Wohnung am Rande einer Gegendemonstration am offenen Fenster den Hitlergruß gezeigt hatte, dauerten noch an, heißt es seitens des Innenministeriums in Erfurt.