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UN: Stellt mehr Menschen mit Autismus ein

 

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki Moon, hat Arbeitgeber weltweit dazu aufgerufen, mehr Menschen mit Autismus einzustellen. Anlass ist der Welt-Autismus-Tag am 2. April. Zudem sollte es mehr Schulungen geben, damit mehr Verantwortliche lernen, wie man Menschen, die Autisten sind, besser in die Gesellschaft integrieren kann, so die UN weiter.

Autismus kommt vom griechischen Wort „selbst“ und wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen gerechnet. Während die einen es laut Wikipedia als unheilbare Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung des Gehirns beschreiben, die sich schon im frühen Kindesalter bemerkbar macht, sagen andere Forscher und Autisten selbst, es sei ein angeborener abweichender Informationsverarbeitungsmodus, der sich durch Schwächen in sozialer Interaktion und Kommunikation sowie durch stereotype Verhaltensweisen bemerkbar macht, aber auch zu Stärken bei Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Intelligenz führen kann.

Keine Arbeit

Obwohl viele Menschen, die Autismus haben, durchaus in der Lage sind zu arbeiten, gehen nach Schätzung der WHO mehr als 80 Prozent der Erwachsenen mit Autismus keiner geregelten Arbeit nach – und das obwohl potenzielle Arbeitgeber durchaus von ihnen profitieren könnten. Aber statt ihre Fähigkeiten zu nutzen, sehen viele nur die vermeintlichen Defizite. Dabei könnte die Verschiedenheit der Menschen für Unternehmen von Vorteil sein, wenn man sich nur etwas auf sie einstellen würde. Manche Autisten haben ein besonderes Auge für Details oder andere Begabungen, die man einsetzen könnte, anstatt immer nur „neurotypische“ Arbeitnehmer als Maßstab zu nehmen.

Insgesamt sind Autisten außerdem mit zum Teil heftigen Anfeindungen konfrontiert. Das reicht von Hasskriminalität – Straftaten, bei denen Menschen Opfer aufgrund ihrer Behinderung werden – bis hin zu unsäglichen Metaphern in den Medien. Für alles muss der Autismus herhalten. Einzelpersonen oder eine Gruppe von Menschen werden von Journalisten und Politikern gerne als „Autist“ „oder „autistisch“ bezeichnet, ohne dass es sich wirklich um Autisten handelt.

„Autist“ als Beleidigung

„Autist“ wird immer mehr zur Beleidigung und zum Schimpfwort. Indem man diese Beeinträchtigung aber so nutzt, degradiert man nicht nur die Person, die gar nicht autistisch ist, sondern die ganze Gruppe der Menschen, die Autisten sind. Ähnlich wie das Wort „behindert“ oder „schwul“ unterdessen als Schimpfwort auf Schulhöfen benutzt wird, bedienen sich immer wieder, vor allem Politiker und Journalisten, dem Wort „autistisch“ oder „Autist“, um Menschen herabzusetzen oder sie zu kritisieren.

Dagegen wehrt sich eine Gruppe von Autisten, die eine „Hall of Shame“ im Internet eingerichtet hat, mit der sie Fälle dokumentieren, bei denen die Diagnose „Autismus“ als Synonym für Negatives, schlechtes Verhalten und kritikwürdige Aussagen oder als Schimpfwort benutzt wird.

Wenn man sich nur mal anschaut, wer mit Autismus diagnostiziert wurde – Professoren, Schauspieler wie Dan Aykroyd und Daryl Hannah oder auch Sängerin Susan Boyle – wird schnell klar, dass Autismus ganz und gar nicht als Beleidigung taugt. Vielmehr wird deutlich, dass die negative Einstellung zu Autismus – sowohl bei den Arbeitgebern, als auch bei den Menschen, die sich die sprachlichen Missgriffe erlauben – vor allem auf Unwissenheit beruht.