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Vier Mal Inklusion in den UN-Entwicklungszielen

 

UN-Entwicklungsziele: Viermal Inklusion

Die Staats- und Regierungschefs aus aller Welt wollen bis 2030 Hunger und Armut weltweit beenden. Deshalb haben die Vereinten Nationen in der vergangenen Woche die neuen Entwicklungsziele verabschiedet. In immerhin vier dieser Ziele werden Menschen mit Behinderungen explizit erwähnt und rücken damit erstmals in den besonderen Fokus der globalen Entwicklungsagenda. Nachdem Menschen mit Behinderungen bisher in den internationalen Entwicklungsprogrammen so gut wie unsichtbar waren, geben die neuen Ziele Hoffnung auf Chancengleichheit und Inklusion.

Fokus auf benachteiligte Menschen

Vertreter aus 193 UN-Staaten hatten die Agenda im August beschlossen. Damit führt sie die zur Jahrtausendwende beschlossenen Millenniumsziele fort. 17 Kernziele werden darin formuliert und 169 Unterziele, die bis 2030 erreicht werden sollen. Im Gegensatz zu ihrem Vorgängerprogramm, den Millennium-Entwicklungszielen, gelten die neuen Ziele nicht nur für den globalen Süden, sondern für die ganze Welt. Damit tragen alle Staaten Verantwortung für die Umsetzung und müssen ihre eigenen nationalen Strategien entwickeln. Die neuen Entwicklungsziele werden die internationale Entwicklungszusammenarbeit und Klimapolitik bis 2030 maßgeblich bestimmen.

Revolutionär ist der starke Fokus auf benachteiligte Menschen. Menschen mit Behinderungen werden in vier der 17 Ziele explizit erwähnt, insgesamt finden sich laut „Licht für die Welt“ elf Referenzen zu Behinderung im Beschlusstext.

Historischer Erfolg

„Das ist ein historischer Erfolg für die inklusive Politik und Entwicklungszusammenarbeit“, sagt Rupert Roniger, Geschäftsführer der Hilfsorganisation Licht für die Welt. Licht für die Welt ist eine Organisation, die sich für blinde und andere behinderte Menschen in Entwicklungsländern einsetzt.

Die Agenda thematisiert inklusive Nothilfe und Katastrophenvorsorge genauso wie die Notwendigkeit, Daten für Statistiken auch nach Behinderung zu erheben. Bei der Umsetzung der Agenda sollen zudem die betroffenen Menschen einbezogen werden. Sie seien „Agenten des Wandels“.

Hilfsorganisationen haben sich gemeinsam mit der internationalen Behindertenbewegung dafür eingesetzt, dass Inklusion und Barrierefreiheit in der Agenda verankert sind. Konkrete Verweise in den Zielen zu Bildung, Arbeit, Infrastruktur und gegen Ungleichheit könnten dem Kreislauf aus Armut, Behinderung und Diskriminierung entgegenwirken.

Weiter Druck nötig

Auch die Christoffel-Blindenmission (CBM) zeigte sich recht zufrieden mit dem Ergebnis: „Für eine Milliarde Menschen mit Behinderungen kommt es nun auf die Umsetzung an, damit sich ihre Lebenssituation verbessert“, sagte CBM-Mitarbeiter Michael Herbst. „Nur durch die Einbindung behinderter Menschen wird die Agenda den Erfolg haben, den sie auf dem Papier verspricht.“

Damit aus dem Papier allerdings konkrete Taten folgen, wird weiterhin der Druck der internationalen Behindertenbewegung notwendig sein, um Inklusion in allen Programmen der neuen Ziele einzufordern.