Seit den Feiertagen wird ein Video auf Facebook geteilt, das nicht nur die Herzen von Super Mario-Fans höher schlagen lässt. Sondern meines auch, denn es wirbt auf ziemlich originelle Weise für Barrierefreiheit. Es heißt Not so Super Mario und Super Mario bewegt sich zuerst laufend durch die Welt, stürzt dann ab und ist ab dann erst im Rollstuhl, später mit Gehhilfen und dann wieder im Rollstuhl.
Super Mario im Rollstuhl
Erst als die Super Mario-Welt nach seinem Unfall mit Rampen und Aufzügen versehen wird, kann er seinen Weg fortsetzen. Was ich an dem Video besonders mag, ist die Botschaft am Ende: „Wir sind nicht mehr in den achtziger Jahren. Macht Zugang für alle möglich. Jetzt.“
Das Video stammt von einer Gruppe aus Israel, bestehend aus vier Entwicklern. Einer der vier ist selbst behindert, deshalb liege ihnen das Thema Barrierefreiheit besonders am Herzen, schrieben sie in die Beschreibung zu dem Video. Inzwischen wurde das Video fast eine halbe Million mal auf Facebook und YouTube aufgerufen.
Die Achtziger sind Vergangenheit
Aber warum der Verweis auf die Achtziger? Ich finde den Verweis äußerst passend, denn vor allem in den neunziger Jahren haben die meisten westlichen Länder einen enormen Sprung gemacht, was Barrierefreiheit und überhaupt die Einstellung zu behinderten Menschen angeht. Wenn ich heute auf Menschen stoße, die sich mir gegenüber komisch verhalten, weil ich Rollstuhlfahrerin bin, denke ich oft: „Sind die in den Achtzigern stecken geblieben oder was?“
Ich empfand die Achtziger Jahre teilweise als furchtbar anstrengend: Es war die Zeit, in der man als behinderter Mensch noch von wildfremden Menschen auf der Straße Geld in die Hand gedrückt bekam. Da nutzte auch der teure Benetton-Pullover nichts. Es war die Zeit, in der man nicht einmal daran dachte, mit dem Zug zu fahren, wenn man nicht gewillt war, im zugigen Gepäckwagen zu sitzen – wenn man denn überhaupt zum und in den nächsten Bahnhof kam. Die ersten Niederflurbusse gab es erst ab Ende der Achtziger im Linienverkehr und der erste durchgängig niederflurige Straßenbahnwagen fuhr erst ab 1989 und zwar in Bremen.
Aha-Erlebnis Toilette
Auch die erste barrierefreie Toilette habe ich persönlich erst Ende der achtziger Jahre gesehen. In Holland. Als ich vor ein paar Jahren wieder dort war und die Toilette sah, erinnerte ich mich sofort daran, wie begeistert ich damals war, als ich diese Toilette sah. Heute entspricht die Toilette bei Weitem nicht mehr allgemein gültigen Standards, aber als Kind war sie für mich damals ein Aha-Erlebnis, was man einrichten kann, damit auch Rollstuhlfahrer zur Toilette kommen. Und zwar nicht nur in Krankenhäusern, sondern eben auch am Bahnhof wie in Holland.
Es ist manchmal gut, sich daran zu erinnern, was bereits geschafft wurde – von den Achtzigern bis heute. Das zeigt nämlich auch, dass man in der Zukunft noch einiges erwarten kann: Zugang für alle.