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Behinderung ist geschmacklos

 

Kann man Behinderungen daran erkennen, wie jemand schmeckt? So wie man erkennen kann, dass jemand gerade einen Cheeseburger oder einen Big Mac gegessen hat? Auf dieser absurden Idee basiert ein Spot, der gerade in Wien gedreht wurde.

McDonalds wirbt in Österreich mit einem Werbespot, in dem eine Frau mehrere Männer küsst und dann richtig erkennt, was diese vorher gegessen haben. Dieser Werbespot brachte den rollstuhlfahrenden Video-Blogger Martin Habacher auf die Idee für einen Spot, der Vorurteile sichtbar machen will.

Behinderung durch Küssen erkennen

Während im Spot von McDonalds die Frau durch Küssen erkennt, was die Männer vorher gegessen haben, ist im Spot von Martin Habacher eine Frau zu sehen, die anhand des Kusses auf den Mund zu raten versucht, welche Behinderung die drei Männer haben. Zweimal gelingt ihr das, aber beim dritten Mal ist sie ratlos. Im Gegensatz zu den beiden ersten Männern sieht man dem dritten Mann nicht an, dass er behindert ist. Er hat einen Gehirntumor. „Behinderung ist geschmacklos“ ist am Ende zu lesen.

Den Menschen, nicht nur die Behinderung sehen

„Wenn nicht behinderte Menschen einen behinderten Menschen sehen, empfinden immer noch sehr viele von ihnen als Erstes Mitleid. Man kann es ihnen am Gesicht ablesen und manche sprechen es auch offen und direkt aus“, sagt Martin Habacher über seine Motivation, den Film zu produzieren, der völlig ohne Budget entstanden ist. „Na, du hast es aber auch nicht leicht im Leben“ oder „Ich finde das toll, dass du dich trotzdem so raus traust“ sind nur ein paar Sprüche, die Martin Habacher, der selber Rollstuhlfahrer und kleinwüchsig ist, sich öfter anhören muss. „Natürlich meint es niemand böse oder will mich gar verletzen“, meint er. „Aber keine dieser Personen sieht den Menschen hinter der Behinderung. Genau dort möchte ich mit meinem Spot ansetzen.“

Die Idee, am Geschmack die Behinderungen zu erkennen, ist natürlich absolut absurd. „Genauso absurd ist es, jemanden zu bemitleiden, nur weil er oder sie nicht aufrecht durchs Leben schreitet“, sagt Martin Habacher. Der Spot zeige zwei „arme Hascherl“ und einen anderen Menschen, dem man seine Behinderung nicht sofort ansieht. „Mit ihm werden sich viele Zuschauer am ehesten identifizieren können, vor allem dann, wenn die Frau im Video anfängt, ihn förmlich zu verschlingen“, meint der Video-Blogger. Aber am Ende kommt aber alles anders.

Und so ist es eben auch im wahren Leben. Nicht jede Behinderung ist sichtbar und nicht jeder Rollstuhlfahrer passt in eine vordefinierte Schublade an Vorurteilen.