Als Rollstuhlfahrerin und als Journalistin gehe ich zu sehr vielen Veranstaltungen und Terminen. Dabei lerne ich die bekanntesten Orte der Welt manchmal von einer ganz anderen Seite kennen. Gestern musste ich wieder über solch eine Situation schmunzeln, denn ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass ich die einzige Journalistin bin, deren Weg zur deutschen Eurovision-Song-Contest-Starterin Ann Sophie in Wien durch eine Parkhaustoilette führte. Also fast zumindest.
Es ist ein Phänomen, das ich schon eine ganze Weile beobachte, und das mir jetzt beim Eurovision Song Contest wieder begegnet ist: Es scheint gerade en vogue zu sein, den eigenen Rollstuhl verschwinden zu lassen.
Wenn auf der Welt Katastrophen passieren, ist vor allem eine Gruppe besonders betroffen: alte und behinderte Menschen. Sie können oft nicht oder nur sehr langsam fliehen, brauchen besondere Maßnahmen, um ihr Überleben zu sichern. Artikel 11 der Behindertenrechtskonvention verlangt deshalb den besonderen Schutz von Menschen mit Behinderungen in Krisen- und Katastrophensituationen. Der fehlende Zugang zu medizinischer Versorgung oder das Zusammenbrechen des Hilfesystems gefährdet schnell das Leben von behinderten Menschen.
Sich eigenständig informieren zu können und Zugang zu Bildung zu haben, ist in Deutschland selbstverständlich. Das Recht auf Bildung ist ein grundlegendes Menschenrecht. Das sollte eigentlich auch für blinde und sehbehinderte Menschen gelten und auch für Menschen, die beispielsweise nicht in der Lage sind, ein Buch in der Hand zu halten und es deshalb in elektronischer Form benötigen. Wer aber beispielsweise blind ist, den lässt die Bundesregierung im Regen stehen. Denn sie blockiert auf europäischer Ebene seit Jahren den Vertrag von Marrakesch.
Gestern nach bin ich von der re:publica-Konferenz in Berlin zurück gekommen. Es hat mal wieder viel Spaß gemacht. Ich habe viele Leute getroffen und einfach die Atmosphäre dort genossen. Dass das überhaupt möglich ist, liegt daran, dass die re:publica zu einer der barrierefreiesten Konferenzen in Deutschland geworden ist, die ich kenne. Das war nicht immer so, aber unterdessen ist die Veranstaltung im deutschsprachigen Raum wirklich vorbildlich.
Ein zehnjähriger Junge findet seinen Autismus peinlich und sieht sich selbst als defekt an. „Wie kann man dem Jungen nur helfen?“, fragte jemand auf Twitter. Zwei Frauen, die selbst Autistinnen sind, sahen die Frage und hatten spontan eine Idee: Sie wollten dem Jungen Briefe schreiben und erzählen, wie sie selbst mit Autismus umgehen und damit zu leben gelernt haben. Sie rufen andere Autisten dazu auf, dem Jungen einen Brief zu schreiben, den sie auf Tumblr veröffentlichen.
Wenn man als Rollstuhlfahrerin fliegt, ist das jedes Mal immer ein kleines Abenteuer. Ich fliege dennoch sehr viel und sehr gerne. Daher kenne ich die Abläufe. Mich bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Ich schule selbst Personal in der Luftfahrtbranche, ich kenne alle Kürzel und kenne den Checkin-Vorgang vorwärts und rückwärts. Und vergisst mal jemand auch meinen Rollstuhl mit einem Anhänger zu versehen, erinnere ich auch gerne daran. Sie gehören zur Kategorie „Beliebter Fluggast“ sagte neulich eine Checkin-Mitarbeiterin zu mir und ja, ich gebe mir Mühe, mir selbst und allen, die mit meinem Flug betraut sind, das Leben so einfach wie möglich zu machen.
Jeden Tag wird der chinesische Teenager Zhang Chi von seinem Freund Xie Xu Huckepack zur Schule getragen und nach der Schule wieder nach Hause. Seit drei Jahren geht das schon so, denn Zhang Chi hat Muskeldystrophie und kann aufgrund dieser fortschreitenden Beeinträchtigung nicht mehr laufen. Seine Muskelkraft lässt immer mehr nach.
Die SPD in Bayern hat das Thema Barrierefreiheit entdeckt. Mit einem Landesparteitag zur Barrierefreiheit hat die SPD in Bayern jetzt eine Kampagne zu dem Thema gestartet. SPD-Landtagsabgeordnete wollen zu dem Thema parlamentarische Initiativen starten, das Thema so publik machen und damit gleichzeitig Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) den Wind aus den Segeln nehmen, der die Barrierefreiheit von Bayern bis 2023 bereits zugesagt hatte.