Der HipHopper und Produzent J Dilla starb im Februar 2006. Vom Krankenbett aus arbeitete er besessen an dem Album „Donuts“. Seine Ideen hätten für ein weiteres Leben gereicht
James Yancey war HipHop-Produzent. Unter den Namen J Dilla und Jay Dee veränderte er mit seinen Arbeiten die Ästhetik des Genres von Grund auf. Anfang des Jahres 2006 starb er an den Folgen der Immunerkrankung Lupus.
Seine Karriere begann in den frühen neunziger Jahren, HipHop wurde gerade zum Massenprodukt. Rapper wie Master P und Sean Combs – besser bekannt als Puff Daddy beziehungsweise P. Diddy – eroberten damals diesen neuen Markt. J Dilla stand nicht für hitparadentaugliche Produkte, sondern für beseelten und ästhetischen, manchmal wütenden HipHop. Die Stars standen Schlange vor seinem Studio in Detroit, er arbeitet lieber mit Untergrund-HipHoppern wie A Tribe Called Quest und The Pharcyde und seinen Schulfreunden Frank N Dank.
J Dilla arbeitete scheinbar ohne Pause, produzierte und mischte für Künstler wie Common, The Roots und De La Soul, aber auch für die Elektronikbastler Four Tet und unzählige andere. Seine Beats sind von einer fesselnden Musikalität, seine Arbeiten stecken voller Überraschungen und Lebendigkeit. Weltweit bringen sie die Hüften zum Hüpfen. Von ihm konnte man immer auch etwas über Musik und ihre freie Form lernen. J Dilla wurde nur zweiunddreißig Jahre alt. Sein früher Tod sorgte für Ernüchterung, seine Innovationskraft und Unbestechlichkeit werden dem Genre fehlen.
Er aß für sein Leben gern Donuts. So hat er den überzogenen Schmalzringen sein letztes Album gewidmet. Bevor er die Welt verließ, versorgte er sie noch einmal mit Ideen für ein ganzes Leben: Einunddreißig Stücke in knapp vierzig Minuten. Donuts ist ein rastloses Instrumentalalbum mit aberwitzigen Brüchen und Stimmungswechseln, sanft verpackt in weiche Bässe. Man kann die CD immer wieder hören, Anfang und Ende sind verknüpft. Ein Donut als Ying-Yang-Symbol gedacht, das ist doch was.
Das Album entwickelt einen Sog. Die Stücke sind gegen den Verfall gespielt, noch im Krankenhaus arbeitete er mit Plattenspieler, Computer und Sampler an seinem Vermächtnis. Man hört die Nadel fallen und hüpfen, für den Feinschliff war keine Zeit mehr. Donuts ist eine rohe Abfolge von Ideen. Es zeigt, dass J Dilla noch viel vorhatte.
„Donuts“ von J Dilla ist erschienen bei Stones Throw/PIAS
Hören Sie hier einen Ausschnitt aus „Donuts“
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