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Einfach zu merken: TMTSATHG

 
Sie kommen aus Nürnberg, und dies ist ihr erstes Album: The Mother The Son And The Holy Ghost. Sie machen Musik nach Art einer Rockband, roh und stellenweise stromlos.

The Mother The Son And The Holy Ghost

In diesem Namen schwingt Bedeutung: The Mother The Son And The Holy Ghost. Wie klingt das wohl, wenn die mütterliche Dreifaltigkeit musiziert? TMTSATHG – einfach zu merken – sind fünf junge Menschen aus Nürnberg, vier Männer und eine Frau. Die dreizehn Lieder ihres Debütalbums sind roh und direkt, nach Art einer Rockband: Gitarre, Schlagzeug, Bass, dazu wird gesungen.

Aber ist das nicht ein akustischer Bass, der da im Hintergrund schrummelt? Dieser offene, freundliche Nachhall, das muss ohne Strom sein. Vor bald drei Jahrzehnten vertrauten die Violent Femmes diesem ungeduldig schnarrenden Instrument, es trieb ihre Lieder voran.

Eine weitere Parallele zu den Violent Femmes: The Mother The Son And The Holy Ghost schreiben einfache Lieder, die sie energisch, manchmal inbrünstig vortragen. Thrill zum Beispiel: Ein paar rauhe Akkorde auf der unverzerrten Gitarre, ein rumpeliges Schlagzeug, mehr braucht es nicht. Und Robin van Velzen singt eine Melodie, die den Red Hot Chili Peppers Millionen einbrächte.

Die Platte wirkt roh. Eine teure Produktion hätte den Hall des Schlagzeugs gedämpft, hätte die Gitarre wärmer gestimmt und manchen Gesangsteil noch einmal aufnehmen lassen. Zum Glück ist das hier nicht geschehen. Dieses Album lebt, es klingt, als sei es von der Bühne herunter eingespielt worden. Und roh, ja, aber weder ungenau noch schludrig.

Auch andere Instrumente sind zu hören, Mundharmonika, Orgel, in manchen Liedern die Stimme von Betty Mugler.

So reduziert die Musik ist, so viele Anspielungen enthält sie. Das 52 Sekunden lange Distortion God scheint ein Tribut an Tom Waits zu sein; das Piano torkelt, das Schlagzeug scheppert, und van Velzen stellt seine Stimme ganz tief. Der The Hammer Song lehnt sich an Bruce Springsteens starke Schulter, die Melodie, die Stimme und sogar der Zungenschlag des Sängers erinnern an die guten Jahre des amerikanischen Rockstars. Das akustische Stück Sun Detective stünde selbst Bob Dylan gut. Und auch Have You Seen Love und das dröhnende Could You Be erinnern an irgendwen, man kommt nur nicht ganz so schnell drauf.

Tulip Sky am Schluss klingt weich und warm. Die Saiten der Gitarre sind gedämpft, irgendwann übernimmt das Klavier die repetitive Melodie. Es klingt, als stünde es in der marmornen Halle einer Villa. Immer weiter entfernt sich das Mikrofon, verlässt den Raum, das Haus.

Das Debütalbum von The Mother The Son And The Holy Ghost ist erschienen bei Schinderwies Productions/Broken Silence.

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