Zweiundzwanzig Jahre ist es her, da gründeten sich die Stone Roses in Manchester. Nach ein paar erfolglosen Singles erschien im Jahr 1989 ihr Debütalbum. Der Sänger Ian Brown und der Gitarrist John Squire waren eine magische Gemeinschaft. Ihre Musik klang wie das fehlende Stück Popmusik zwischen den Byrds und den Sex Pistols. Das Großmaul Brown sang leichte Melodien, im Hintergrund klang es nach der akustischen Version von Black Sabbath. Das Besondere an den Stone Roses war diese nie ganz greifbare Mischung aus psychedelischer Schwere und sorgloser Fröhlichkeit. Beinahe pausenlos hibbelte der Schellenkranz. „I Wanna Be Adored”, schnarzte Ian Brown, und auch die Königin bekam ihr Fett weg: „Tear me apart and boil my bones, I’ll not rest till she’s lost her throne. My aim is true my message is clear, its curtains for you, Elizabeth my dear.”
Der Vorhang fiel bald, jedoch nicht Elizabeths: Nach einem zweiten Album löste sich die Band Mitte der neunziger Jahre auf.
Viele Nachahmer versuchten, ähnlich magische Momente zu erschaffen. Eine ganze Generation britischer Musiker starrte konzertelang versunken auf den Boden. Shoegazer wurden sie genannt, Schuhgucker. Kurz darauf entfesselten Blur und Oasis den Britpop. Sie hatten von den Stone Roses gelernt.
Auch in Kanada erzählen Musiker die Geschichte des britischen Pop, als sei sie ihre eigene. Young Galaxy kommen aus Vancouver, seit einigen Jahren leben die Musiker in Montréal. Ihr Debütalbum ist reich an ergreifenden Momenten und Wiederklängen. Die Lieder sind ruhig und düster; sie klingen, als hätten sie etwas zu verbergen. Der Bass ist weit nach vorne gemischt, dahinter räkelt sich das sanfte Vibrato einer Orgel. Aus dem Dunkel stechen immer wieder überraschende Gesangslinien hervor, manchmal froh, immer harmonisch.
Auf der Albumhülle führt eine Straße zum Horizont, erst auf den zweiten Blick wird sie zu einem Fluss. Ein leichter Wind bewegt das Wasser. Das Bild ist nicht schön, aber es passt zur Musik. Lazy Religion und Swing Your Heartache fließen langsam heran, werfen im Refrain leichte Wellen und entschwinden dann in der Ferne. „It’s time for you and I to face the signs and realize that living’s a battle. For all the times we cried absorbed the lies and realized life is not a rehearsal“, singt eine Männerstimme. Die Melodie ist nicht annähernd so trist wie der Text. Im Refrain stimmt eine Frauenstimme ein, „C’mon babe, swing your heartache“, jemand prügelt auf den Schellenkranz ein.
Eine weitere Parallele zu den Stone Roses: Ein Duo treibt die Band. Stephen Ramsay spielt Gitarre, Catherine McCandles Klavier, den Platz am Mikrofon teilen sie sich. “Als wir begannen, das Album zu machen, wollten wir den großen kosmischen Klang von Spiritualized mit der emotionalen Resonanz von Fleetwood Mac verheiraten”, erklärt sie. „Es sollte klingen wie warme silberne Flammen, die aus den Lautsprechern schießen“, ergänzt er. Zehn weitere Musiker sind auf dem Album zu hören.
Come And See klingt noch, als habe Ian Brown es geschrieben, die akustische Gitarre bestimmt das Tempo, der Gesang hängt etwas nach. In vielen der flotten Stücke klingen andere Bands an. Outside The City ist eine Reminiszenz an den Post-Punk, die verträumte Solo-Gitarre in Wailing Wall klingt nach The Cure. In Embers erinnert Catherine McCandles Stimme an die von Dolores O’Riordan. An dieser Stelle erschöpft sich der Vergleich zu den Stone Roses: Niemals hätte Ian Brown eine Frau an sein Mikrofon gelassen.
Das unbetitelte Debütalbum von Young Galaxy ist als CD und LP erschienen bei Arts & Crafts
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