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Zwei wie Raufaser

 
Nada Surf aus New York spielen schnörkellosen Indierock. Ihr Album „Lucky“ ist mal melancholisch, mal fröhlich, immer amerikanisch. Neu klingt das nicht, aber gut.

Nada Surf Lucky

Sechzehn Jahre ist es her, da erschien das erste Album der amerikanischen Indierocker Sugar, Copper Blue. Monolithen gleich ruhten Stücke wie Changes und If I Can’t Change Your Mind in sanften Hügeln aus Melodie. Ihre leicht angerauten Oberflächen schimmerten geheimnisvoll. Bob Mould, der ehemalige Gitarrist und Sänger der Punk-Band Hüsker Dü strich die verzerrte elektrische Gitarre, die Klänge verdichteten sich zu einer undurchsichtigen Nebelwand. Hier und da zerschnitt seine Stimme die Schwaden mit einer charmanten Strophe, einem beglückenden Refrain. Stetes Bumtschak-Bumbumtschak trieb die Stücke im Viervierteltakt voran. Copper Blue war stilbildend, eine ganze Generation vor allem amerikanischer Musikern wollte härter klingen als R.E.M. und freundlicher als Nirvana, eben wie das Trio Sugar.

Nun hat sich Bob Mould der New Yorker Band Nada Surf angeschlossen. So jedenfalls klingt ihr neues Album Lucky, es ist ihr fünftes. Gut und gerne könnte es Mitte der Neunziger entstanden sein. Der Blick ins CD-Büchlein verrät, dass drei Musiker am Werk sind, Bob Mould ist nicht dabei.

Die Ähnlichkeiten sind frappant. Wie Sugar errichten Nada Surf Klangwände aus angehauenen Saiten und tapezieren Raufaser drauf. Oft klingen sie melancholisch, dann wieder fröhlich, immer amerikanisch aber nie schwer. Heute macht kaum noch jemand solche Musik, so schnörkellosen, ja, eigentlich traditionellen Indierock. Ohne elektronische Angeberei, mit einer überschaubaren Anzahl von Akkorden.

Den einzigen wirklichen Unterschied macht die Stimme. Bob Mould klang immer ein bisschen angestrengt in den oberen Lagen. Nada Surfs Sänger Matthew Caws turnt noch eine Oktave höher, seine Stimme ist knarzig, fast nasal. Richtig gut singen sie beide nicht.

Lucky klingt kompakt. Hier und da ist ein ruhiges Lied eingestreut, auch mal ein Dreivierteltakt. Jedes Stück ist irgendwie schön, nur From Now On schwächelt. Beim fünften, sechsten Hören schwingen sich kleine Lieblingsmelodien empor, erst Weightless, dann See This Bones und Whose Authority. Später Beautiful Beat und I Like What You Say, bald fast alle. Wenn die Melodien erst im Kopf umherschwirren, wird Lucky seinem Titel gerecht, dann macht seine Leichtigkeit auch ein bisschen glücklich.

Ein Überflieger wie Always Love von ihrem letzten Album The Weight Is A Gift fehlt, Lucky tut das gut. Im Klang der brillanten Melodie von Always Love verblasste damals der Rest der Platte.

Und Bob Mould? Ein Minialbum und ein langweiliges zweites Album nach Copper Blue hat er Sugar aufgelöst und Solopfade beschritten. Dieser Tage veröffentlicht auch er eine neue Platte, District Line. Seine Stimme ist sanfter geworden, seine Gitarren auch. Nett ist das, klingt ein bisschen wie diese amerikanische Rockband Nada Surf.

„Lucky“ von Nada Surf ist als CD und LP bei City Slang erschienen.

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