Einst sangen sie heimeligen Märchenpop. Jetzt knüpfen JaKönigJa aus Hamburg eine verflixte Seilschaft mit der weiten Welt und verirren sich in ihr.
JaKönigJa, welch passender Name für eine Hamburger Band, deren Stücke schon immer so klangen, als seien sie aus einem Märchenbuch entschlüpft. Fütter’ die Katze, Rotkohl, Sommerkleid und Aus unserem Winterhaus hießen die melancholischen Lieder, die Jakobus Siebels und Ebba Durstewitz in den späten neunziger Jahren bekannt machten: „Was ich am allerliebsten mag an diesem hellen Sonnentag – das ist mit dir ganz weit heraus aus unserm alten Winterhaus“, sangen sie damals.
Zuletzt war 2005 das Album Ebba erschienen, jetzt sind sie wieder da, ganz überraschend. Von der Intimität des Kammermusikalischen, den Chansons und Pop-Skizzen haben sich JaKönigJa auch auf Die Seilschaft der Verflixten nicht losgesagt. Und dennoch merkt man dem von Mense Reents fein produzierten Album an, dass die Band heute anders klingen will: nicht mehr nach innen gekehrt. Nicht mehr nach Winterhaus und Rotkohl, sondern nach Ferne und Weite. Nach dem nächsten Meer und noch mehr: Jazz, Dub, Elektronica, Latin, Easy Listening, Psychedelisches, Noise, Space-Pop, Vaudeville – ihre Musik greift jetzt in alle Richtungen.
Leider franst die Musik durch diese Vielfalt aus, anstatt sich zu verdichten. Sie klingt ratlos und unbestimmt. Ebba Durstewitz’ Stimme – noch immer die einer Märchenerzählerin, so klar und rein, dass es schmerzt – bleibt die einzige Konstante auf einem Album, das nur wenig mehr ist als die Summe seiner vielen Einzelteile.
Man kann die Versponnenheit dieses Albums schätzen, die mal sonnige, dann verdüsterte Atmosphäre, die an Bands wie The Sea And Cake, Stereolab oder auch die High Llamas erinnert. Man mag das Feingeistige goutieren, die vielen Instrumente, die JaKönigJa auf diesem Album versammeln. Man mag etwas an dem Mut finden, wie sie unbefangen über die Grenzen zu kapriziösem Kitsch und Pathos flanieren. Man kann es ganz einfach lieben, wie opulent diese komplex arrangierte Platte schillert.
Doch sonderbar: So verwunschen, so verträumt, wie diese Musik klingt, so schnell entschwindet sie in die hinteren Ecken des Gedächtnisses. Ihre Zauberkraft ist nicht von Dauer: Mit Zeilen wie „Man könnte es auch anders sehen. Doch davon mal ganz abgesehen, kann man nicht alles anders sehen. Es ist bloß schwer einzugestehen” lässt sich keine Seilschaft, kein Bund fürs Leben schmieden.
„Die Seilschaft der Verflixten“ von JaKönigJa ist erschienen bei Buback Tonträger.
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