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Subversive Kraft der Komik

 

Fred vom Jupiter ist zurück und bringt Minimalelektroschlager mit: Auf seinem achten Album breitet Andreas Dorau feinsinnigste Trashlyrik aus.

© Staatsakt

Wahre Rebellion, das wussten schon die Väter subversiven Humors von Karl Valentin über Werner Finck bis Loriot, trägt besser den Mantel der Harmlosigkeit. Wer „Deutschland verrecke“ brüllt, unterwandert es ja weniger als, sagen wir: Andreas Dorau, der auf seiner neuen Platte einen schwarz-rot-goldenen Vogel fragt: „Willst du Deutschlands Farben tragen / wählte er mit Sicherheit / ein schöneres Farbenkleid“.

Todesmelodien heißt das achte Studioalbum des unernstesten aller seriösen Pop-Poeten. Und so wenig wie sein infantiles Falsett zum Titel passt, so effizient unterwandert es uns mit einer Art Minimalelektroschlager, der seit Fred vom Jupiter jeder Erfolgsaussicht widersteht. Schade eigentlich.

Denn wie Andreas Dorau zum verzückten Naaaananananana mit dem Größenwahn spricht („er redete laut und er redete schnell / er war quasi intellektuell“), wie er sich, Tubasamples von hinten, als Neid vorstellt („bist du für ihn bereit?“) oder (Ahhhaahaahaah) über Singles lästert, das ist hintersinnigste Trashlyrik, oft sogar zum Tanzen.

Man muss sich allerdings durch die Gaga-Posen des Pastorensohns kämpfen, muss die Redundanz des Bontempi-Gefrickels dazwischen erdulden lernen und den Kindskopf dahinter lieben, dann entfaltet Todesmelodien tatsächlich eine subversive Kraft der Komik. Ob Andreas Dorau das nun will oder nicht.

„Todesmelodien“ von Andreas Dorau ist erschienen bei Staatsakt.

Aus der ZEIT Nr. 28/2011