Wer die White Stripes schmerzlich vermisst, hat hier eine Ersatzdroge: Jack Whites Solodebüt „Blunderbuss“ ist bester Retrobluesgaragenrock für junge und alte Nostalgiker.
On And On And On – kein Songtitel steht so emblematisch für das Schaffen des Jack White wie dieser. Auch nach der Auflösung seiner Band, der White Stripes, geht es für deren singenden Gitarristen immer weiter und weiter und weiter wie bisher.
In seinen diversen Folgeprojekten führte der Mann aus Detroit unverdrossen fort, was ihn zur Ikone des Garagenrock werden ließ. Und so geht es auch auf dem Solodebüt Blunderbuss on and on and on, bis die Röhren glühen, die Felle bersten, die Stimme bricht.
Rohestmöglicher Rock’n’Roll ist seine Mission, ein analoger Kreuzzug in digitalen Zeiten der Marschbefehl. Erneut führt er ihn zurück in die Siebziger, jene Zeiten also, da Blues Rock erst in die Breite ging, dann alternativ wurde, schließlich als Punk zu neuer Form auflief. Tief aus dem Jahrzehnt seiner Geburt holt sich der Mittdreißiger sein Material für die Gegenwart.
Whites psychedelische Gitarre rauscht durch die Songs, bringt das ein oder andere Led-Zeppelin-Gedächtnis-Tremolo zum Einsatz, lässt aber auch immer wieder Platz für Geigen und Piano. Wer mit solch countryeskem Retrobluesgaragenrock wenig anfangen kann, sollte die Platte meiden. Wer Ersatzstoff für die White Stripes braucht, kriegt eine Extraportion Methadon, die Retroersatzdroge für Nostalgiker.
„Blunderbuss“ von Jack White ist erschienen bei XL Recordings.
Aus der ZEIT Nr. 17/2012