Die Rockplatte dieses Sommers: Wenn Josh Homme zur Session für das neue Album der Queens Of The Stone Age lädt, kommen Elton John, Dave Grohl oder Trent Reznor und spielen umwerfende Songs.
Josh Homme sitzt daheim in Palm Springs, als das Telefon klingelt. Er hebt ab, und eine Stimme sagt: „Hallo Josh, hier ist Elton. Das Einzige, was deiner Band fehlt, ist eine echte Queen“. Wohl wahr, denkt sich Homme und nimmt Sir Elton John mit aufs sechste Album seiner Queens of the Stone Age. Die Gästeliste ist lang: Dave Grohl setzt sich nach elf Jahren wieder auf den Schlagzeughocker und macht mit seinem explosiven Spiel glänzende Songs noch besser. Mitglieder der Arctic Monkeys und Scissor Sisters sind dabei, ebenso Trent Reznor, der Kopf hinter Nine Inch Nails.
Klingt nach Namedropping, das die vier Wüstenrocker nicht nötig haben. Aber hier steht keiner der Geladenen im Rampenlicht, stets geht es nur um den Song. Wie der Kapitän eines Geisterschiffs kommandiert Homme seine Besatzung und bestimmt den Kurs. Da hilft auch keine Ritterwürde: Elton Johns atemberaubendes Klavierspiel ist nur eine weitere Windbö im Hurrikan. Nach mehr als einem Vierteljahrhundert im Geschäft ist Homme unantastbar. Die Indie-Coolness eines Tom Waits vereint er mit den gängigen Rockstarklischees: Tattoos, Schlägereien, Motorräder, Schusswaffen. Auf die Frage eines Journalisten, ob er ein Problem mit Drogen habe, antwortete Homme: Keineswegs, er habe sie sich immer leicht besorgen können.
Sechs Jahre sind seit dem Album Era Vulgaris vergangen, und die Segel sitzen straff: Das Album beginnt mit berstenden Flaschen und Gitarren, die Homme aufheulen lässt wie ein Muscle Car an der roten Ampel. Trance-Roboter-Musik für Mädchen hat er sein Genre mal genannt. Es ist die Verbindung aus mechanischen Riffs und seinem sich windenden Gesang, die den Hörer bannt und betört. „The view from hell is blue sky„, singt der Schlangenbeschwörer und schickt seine Stimme in Halbtonschritten durch die Oktaven. Ein Meister an der Gitarre ist der Hüne aus Joshua Tree ohnehin, als Sänger fast noch besser.
In der Beinahe-Ballade The Vampyre of Time and Memory dröhnen die Synthesizer nebelhorngleich und die Hawaiigitarre erinnert an Pink Floyd. „Does anyone ever get this right? / I feel no love.“ Derlei Selbstzweifel kannte man von dem harten Kerl noch gar nicht. Zeichen einer Midlife-Crisis? Immerhin ist der Ehemann und Vater von zwei Kindern kürzlich 40 geworden und wäre 2010 während einer OP fast gestorben.
Seine zarte Seite zeigt Homme auch im umwerfenden Titelstück, das mit Streichern, psychedelischen Klavierakkorden und Falsettgesang überrascht. Das wuchtig-schwüle If I Had a Tail wirkt dagegen mit den teuflischen Chorknaben Mark Lanegan und Nick Oliveri wie ein akustischer Eingriff in die Gehirnsubstanz. Und Homme reimt „the land of the free“ auf „lobotomy„.
Hier kommen Hipster und Rednecks gleichermaßen auf ihre Kosten. Manche Songs ähneln einer flirrenden Fata Morgana in der Mojave-Wüste, andere scheinen eigens für den Moshpit komponiert zu sein. Ein brillantes Album und eine bewusstseinserweiternde Odyssee in Hommes Seelenleben. Kurz gesagt: …Like Clockwork ist die Rockplatte des Sommers. Und zu diesem Titel hätte es auch ohne große Namen gereicht.
„…Like Clockwork“ von Queens of the Stone Age ist erschienen bei Matador/Beggars Group.