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Die MS Pophop ist zurück im Fahrwasser

 

Dank Cro können sich Fettes Brot wieder entspannen. Sie sind nicht mehr allein mit ihrem sorglosen Mittelstandsrap. Dem neuen Album „3 is ne Party“ tut das sehr gut.

© Jens Herrndorff
© Jens Herrndorff

Fettes Brot, schrieb die Süddeutsche Zeitung vor Kurzem, seien viele Jahre lang ein Musterbeispiel „für den bildungsbürgerlich geprägten, vermeintlich harmlosen Deutschrap der Neunzigerjahre“ gewesen. Schiffmeister, Doktor Renz und König Boris berichteten weder aus ihrem kriminellen Alltag, noch prahlten sie mit ihrem Reichtum oder sprachen politisch brisante Themen an. Vielmehr erzählte das Trio unbedarft und zeigefingerlos Geschichten mitten aus der Mittelschicht.

Von Hamburg-Pinneberg aus ging es 1995 los mit Nordisch by Nature. Die plattdeutsche Sorglosigkeit aus dem hohen Norden verhandelte man fortan unter dem Begriff Blödelrap. Eine etwas ungelenke Formulierung, zeichnete sich das Werk des Trios doch mehr durch findige Wortspielerei und Musikalität als durch Possen aus. Dem Rest der Szene war das herzlich egal und sie erklärte Fettes Brot für die nächsten zehn Jahre zum Feindbild. Die Drei bestärkten ihr Image bisweilen durch tanzbare Mitmachmusik wie Schwule Mädchen oder Bettina.

Natürlich gibt es auf dem neuen Album 3 is ne Party immer noch fiepende Synthies für den gepflegten Exzess (Dynamit & Farben), aber eben auch sympathisch-selbstbewusste Disco- und Funk-Ausflüge (Klaus & Klaus & Klaus). Bedeutender sind allerdings Stücke wie die Zeitgeist-Verhandlung Crazy World. Es zeigt, dass Fettes Brot gelernt haben, in Würde zu altern. Mit der Single Echo bringt das formidable Live-Gespann seine Musik wieder in die Stadien – ein würdiger Nachfolger des Gassenhauers Jein. Das dazugehörige Video zeigt die drei Bandmitglieder als bärtige Hochseefischer – eine Koketterie mit dem Status als Deutschrap-Fossile?

Im Sommer spielten Fettes Brot bei Rock am Ring ein Medley, das in gut fünf Minuten die vergangenen 15 Jahre deutscher Rapgeschichte würdigte. Von Advanced Chemistry und den Fantastischen Vier über Haftbefehl bis Sido. Als Easy von Cro ertönte, konnte man denken: Jetzt, da der Pandamaskenträger die Lücke des sorglosen Mittelstandsrap gefüllt hat, geht Fettes Brot das Ganze wieder leichter von der Hand. Die Begründer des Genres können sich endlich – ganz ohne gekränktes Selbstbewusstsein, Rechtfertigungsdrang und Blödeleien – wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Gute Musik.

„3 is‘ ne Party“ von Fettes Brot ist erschienen bei Fettes Brot Schallplatten GmbH.