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Guter alter Jazz

 

Oscar Peterson war ein Schwergewicht seiner Kunst. Ebenso kommt jetzt eine Wiederveröffentlichung von Aufnahmen aus den Sechzigern daher. Am Mischpult saß damals ein Schwarzwälder.

Oscar Peterson beim Montreux Jazz Festival 2005 (© Martial Trezzini/dpa)
(Oscar Peterson beim Montreux Jazz Festival 2005) © Martial Trezzini/dpa

Eine Wiederveröffentlichung von Gewicht, fast zweieinhalb Kilo. Sechs Klappalben im Schuber, für unter 150 Euro nicht zu bekommen. Jazz auf Vinyl – wohl dem, der einen Plattenspieler hat. Dabei ist die Formatbeschränkung nicht willkürlich. Die Aufnahmen sind im Ursprung analog. Um sie auf CD oder im Netz zu verkaufen, musste man sie digitalisieren.

Guter, alter Jazz, 1963 bis 1968, und die Box nennt sich wie damals die Reihe: exclusively for my friends. Am Klavier: Oscar Peterson. An Bass und Schlagzeug: anfangs Ray Brown und Ed Thigpen (oder Louis Hayes), dann Sam Jones und Bob Durham. Immer am Mischpult: Hans Georg Brunner-Schwer. Seiner Familie gehörte die Schwarzwälder Apparate-Bau-Anstalt, kurz Saba. Radios, Kühlschränke, Tonbandgeräte, Fernseher.

Brunner-Schwer hatte es aber mehr mit den Ohren. Er wollte Jazz hören und festhalten; in seinem Wohnzimmer richtete er sein erstes Studio ein. Bald karrte er in Zürich gastierende Jazzgrößen nach Villingen. Den schwarzen Pianisten aus Kanada überzeugte die bis dahin unerreichte Feinheit der Aufnahmen. Er sagte seiner Plattenfirma Verve goodbye, um sich einem deutschen Ingenieur anzuvertrauen, wenige Jahre nach dem Krieg. So entstand das Weltlabel MPS: Musik Produktion Schwarzwald. Tolle Geschichte.

Oscar Peterson spielt beredte Titel. Quiet Nights, When Lights Are Low, Foggy Day. Musik, die nichts von einem will, rund und schön. „Aus Erfahrung gut“, sagt ein Wort aus jener Zeit.

„exclusively for my friends“ von Oscar Peterson ist auf Viny erschienen bei MPS-AAA/edel.

Aus der ZEIT Nr. 21/2014