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Starke Familienband

 

Beispielhaft: Junior und Senior machen Musik. Der Wilco-Sänger Jeff Tweedy und sein Sohn, der Schlagzeuger Spencer Tweedy, veröffentlichen ihr erstes gemeinsames Folk-Album.

© Piper Ferguson
© Piper Ferguson

Man wird ja nicht jünger. Ein Schicksal, das selbst Helden ereilt. Auch Jeff Tweedy ist mittlerweile alt genug, mit dem eigenen Nachwuchs zusammen Musik zu machen.

Papa ist 47 Jahre alt, Sohnemann Spencer 18, zusammen nennen sie sich schlicht Tweedy und bringen nun ein erstes Album heraus.

Musikalisch birgt Sukierae keine großen Überraschungen. Tweedy klingen auf dem Album, das nach einem Spitznamen der Ehefrau und Mutter Sue Miller benannt ist, nicht so sehr anders als Wilco, die Band, mit der Jeff Tweedy jetzt schon so lange das amerikanische Erbe verwaltet, dass er sich mittlerweile selbst eingereiht hat in die ehrwürdigen Traditionslinien.

Mit Gitarren, Bass und dem Schlagzeug, für das Spencer Tweedy zuständig ist, spielen sich Vater und Sohn durch die Americana, sind sehr folkig, manchmal ein bisschen bluesig und meistens ziemlich zurückgelehnt. Zwanzig Stücke finden sich auf dem Doppel-Album, immer ist die Atmosphäre warm, sind die Songs gut geschrieben, wirkt alles zufällig hingeworfen und doch jederzeit stimmig. Songs, die von der Wüste erzählen, und Songs, die von der Einsamkeit erzählen, Songs über den Tod und Songs über die Liebe – und alle klingen sie so zeitlos, als hätte sie ein Archivar in einem verstaubten Museumskeller gefunden.

Vielleicht lässt sich ein gewisser spielerischer Umgang mit dem altbekannten Material feststellen, den man von Wilco so nicht unbedingt kennt. Mal fällt eine Gitarre wie eine keifende Nachbarin über einen Song her, ein anderes Stück schlurft ungewohnt sexy daher, und in Fake Fur Coat besingt Jeff Tweedy in derselben Zeile die „Schönheit des Kaugummis“ und das gute Gefühl, „die Ärmel hochzukrempeln“.

Der New York Times hat der Papa während eines Chicago-Besuchs verraten, dass die Zusammenarbeit mit dem Sohn für ihn mitnichten eine Kollaboration wie mit anderen Musikern gewesen sei, sondern „einfach nur Spaß“, vergleichbar mit dem Spielen mit Plastikautos oder Lego-Bausteinen.

Der Filius sieht das womöglich anders. Für den ist die Musik schließlich auch kein Hobby mehr, der plant eine eigene Karriere. Mit dem Trommeln, so geht die Familienlegende der Tweedys, habe Spencer bereits begonnen, als er noch nicht einmal sitzen konnte. Seine erste Band gründete er im Alter von sieben Jahren: The Blisters, die immer noch existieren und für sich mit der Tatsache werben, dass „alle Mitglieder nicht nur begabte Musiker sind, sondern auch noch fantastische Frisuren haben“.

Vater Tweedy, der sein Haar dagegen schon seit Jahrzehnten voller Überzeugung möglichst unfrisiert trägt, fördert den Sohn nach Kräften. Als er das letzte Album von Mavis Staples produzierte, ließ er die Soul-Sängerin vom Schlagzeuger Spencer Tweedy begleiten. Demnächst gehen Vater und Sohn auch gemeinsam auf Tour. Spencer freut sich schon, dass er dann erst sechs Stunden später als sonst ins Bett muss. Man sieht also: Egal, wie alt man wird – am Ende weiß Jeff Tweedy am besten, wo es lang geht.

„Sukierae“ von Tweedy ist erschienen bei Anti/Epitaph.