Die Band der Stunde: Little Dragon elektrisieren die Luft im Club. Ihre Mischung aus Pop, R’n’B und Elektronika begeistert Kritiker und Musikerkollegen.
Ein kleiner Assoziationsüberschuss gleich zu Beginn: Ritual Union beginnt mit einem angedeuteten Busta-Rhymes-Beat, über dem kurz darauf monoton ein synthetischer Bass zu federn beginnt, als wäre Jah Wobble irgendwie auf diese Platte gestolpert. Schließlich kommt eine kieksende, an den frühen Prince erinnernde Stimme hinzu, die mit einer glasklaren Lässigkeit ein paar rätselhafte Zeilen singt. Die Dynamik des Stücks, die Mischung aus Leichtigkeit und Unnahbarkeit, zerstört schnell jeden Vorbehalt, den man angesichts dieses Eklektizismus‘ haben könnte. Wer hier nicht zumindest ansatzweise mit dem Arsch zu wackeln beginnt, der hat keinen in der Hose.
Electro goes Dub goes Eighties-Pop: So verkettet sich im Lauf des Albums Versatzstück mit Versatzstück, Song um Song – nicht mehr so berückend und überzeugend zwar wie im Titeltrack, aber doch mit einem großen Verführungspotential. Little Dragon aus dem schwedischen Göteborg, bestehend aus der Sängerin Yukumi Nagano, dem Schlagzeuger Erik Bodin, dem Bassisten Fredrik Källgren Wallin und dem Keyboarder Rashik Aryal, ist die Band der Stunde. Man möchte sich der allgemeinen Euphorie, die Musikjournalisten ebenso wie prominente Musiker von Damon Albarn bis David Sitek von TV On The Radio ergriffen hat, gern anschließen.
Auch wenn Little Dragon den Dancefloor nicht neu erfinden, schaffen sie doch durch die Mixtur aus R’n’B, Old-School-Synthie-Pop und clubtauglichen Grooves eine aufgeladene Atmosphäre. Nicht zuletzt ist das der Stimme von Yukumi Nagano zu verdanken, die den präzisen, teils schneidenden und kühl konstruierten Klanggebilden so etwas wie Sexyness beimischt, ziemlich variabel verschiedene Stimmungen erzeugen kann, auch mal die Soul-Croonerin gibt und dabei doch immer eine Form von Understatement wahrt.
James Blake hat dem Crossover von Pop und Clubsound in diesem Jahr stärkere innovative Impulse versetzt, auch weil seine Songs vage und schwebend sind und sich durch ihre Offenheit angreifbar machen. Little Dragon bewegen sich stärker an einer schimmernden Oberfläche. Aber auch in der kann man sich und seine Gegenwart spiegeln und wiederfinden.
„Ritual Union“ von Little Dragon ist erschienen bei Peacefrog/Rough Trade.