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Eine Feier des Makellosen

 

Branford Marsalis und Joey Calderazzo sind Meister des Jazz. Ihr gemeinsames Album „Songs of Mirth and Melancholy“ ist beinahe zu perfekt geraten.

© Universal Music

Zwei Musiker, ganz versonnen, ganz versunken ins Zusammenspiel. Klavier und Saxofon, Joey Calderazzo und Branford Marsalis, zwei Granden ihres Fachs, die seit 13 Jahren zusammen spielen, zumeist im Quartett, und die hier ihre gemeinsame Musik einmal etwas anders ausprobieren. Allein, zu zweit. Aber dennoch auf dem vertrauten Weg, irgendwo zwischen dem Swing und der bluesigen Tonalität, die den Jazz jahrzehntelang prägte, und einer Soundkultur, die an keiner Stelle ihre Faszination für die europäische Klassik verleugnet.

Die können das, die beiden, zupackend oder leicht orientalisch, swingend oder als Ballade im Dreivierteltakt, in der einen Welt und auch in der anderen, handwerklich macht ihnen keiner etwas vor. Von der am Bebop geschulten Uptempo-Nummer über die Auflösung der Zeit im Rubato bis zu einer fast schon klassisch orientierten Version von Brahms‘ Die Trauernde stecken sie auf ihrem Album Songs of Mirth And Melancholy ein weites musikalisches Feld ab.

Doch irgendwann ist die anfängliche Faszination verflogen, man dreht sich um, und noch immer wartet man darauf, dass Gefühle überspringen. Ohne Kratzer macht die Feier des Makellosen, Unberührbaren die stilistischen Sprünge zum Selbstzweck. Die romantischen Harmonien oder die Stridepiano-Bässe, die elegischen Melodiebögen auf dem Tenor- und das Vibrato auf dem Sopransaxofon schrumpfen auf die Dimension von Tricks, die man einsetzen kann, ohne dass sie Spuren hinterlassen. Perfekt – und geisterhaft.

„Songs of Mirth and Melancholy“ von B. Marsalis/J. Calderazzo ist erschienen bei Marsalis Music/Universal.

Aus der ZEIT Nr. 39/2011