Vom Footballspieler zum großen Jazzsänger: Wer dem wunderbaren Gregory Porter aus San Diego zuhört, kann sich an den Klängen schwarzer Musikgeschichte wärmen.
Jazzsänger wie Gregory Porter gibt es nicht viele. Eine Stimme wie ein Baumstamm. Bariton, wuchtig und in weiten Bewegungen schwingend, rau und kratzig an der Oberfläche. Männlich und dunkel, vorgewärmt an den Klängen des Gospels, des Blues und der ganzen Geschichte der schwarzen Musik.
Wenn Porter sein zweites Album mit einer kargen, noch weiter entschleunigten Version von Billie Holidays God Bless The Child abschließt, dann ist das ein Statement, ein Manifest des Trotzalledem, der Widerstandsfähigkeit aus dem Erbe der Sklaverei.
Doch bei all dem spürbaren Engagement hält man sich gerne im Schatten von Porters Stimme auf: Heiter und leicht ist es hier, ein sanftes Lüftchen weht. Man genießt, wie diese Stimme dem erzählerischen Gehalt der Songs Emotionalität verleiht, wie sie lockt und umgarnt, schärfer wird, auch harsch und abweisend, denn die Verhältnisse sind, wie sie sind.
Als eine Verletzung seine hoffnungsvolle Karriere als Footballspieler beendete, begann Gregory Porter sich in den Jazzclubs von San Diego herumzutreiben. Dort fand er bald zu einer Musik, wie man sie lange nicht gehört hatte – Jazzsongs, vorgetragen in der unaufgeregten Ökonomie der großen Alten. Die swingende Eleganz eines Nat King Cole steht hier ebenso Pate wie die kämpferische Direktheit eines Oscar Brown junior. Porter formt die melodischen Linien wie ein Prediger. Die Songs sagen: Be Good.
„Be Good“ von Gregory Porter erscheint am 9. März bei Motéma/membran.
Aus der ZEIT Nr.8/2012