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Sehr hübsch nachgespielt

 

Wie man als norddeutsche Trashrockband zu Erfolg kommt? Neues Image suchen und die Musik der Nachfrage anpassen. Rhonda machen jetzt netten Retrosoul in perfekter Kopistenmanier.

© PIAS
© PIAS

Es war einmal eine Band, die hatte keinen großen Erfolg, aber auch keinen allzu kleinen. Sie kopierte mit großer Liebe zum Detail und Leidenschaft für die richtige Stimmung angloamerikanische Vorbilder. Doch so richtig viele Menschen interessierte das nie. Nach 14 Jahren harter Arbeit hatte die Band kaum mehr vorzuweisen, als dass sie bisweilen im Vorprogramm ihrer Helden hatte auftreten dürfen. Als sich die Band schließlich auflöste, gründeten drei Fünftel eine neue Band. Die kopiert nun mit großer Liebe zum Detail und Leidenschaft für die richtige Stimmung angloamerikanische Vorbilder, hat zwar erst ein paar Singles veröffentlicht, ist aber schon bei großen Festivals und sogar in England aufgetreten. Plötzlich interessiert das überraschend viele Menschen.

Dass aus den Trashmonkeys nie richtig etwas wurde, aus Rhonda aber etwas zu werden scheint, illustriert zumindest zweierlei. Ein Namenswechsel kann unerhörte Wirkungen haben. Vor allem aber: Trashrock ist eindeutig weniger beliebt als schöner, altmodischer Soul.

Den spielen Rhonda. Das Quintett aus Hamburg und Bremen hat offensichtlich sehr genau zugehört in den vergangenen Jahren und studiert, was sich da in den Charts tummelte. Nun singt Milo Milone auf dem Debütalbum Raw Love zwar nicht gleich wie Adele, aber doch ein kleines bisschen wie Amy Winehouse. Jan Fabricius am Bass und Gunnar Riedel am Schlagzeug haben diesen leicht schlurfenden, aber doch pointierten Rhythmus drauf, für den man vor einem halben Jahrhundert eine Lebensanstellung bei Booker T. & The M.G.s bekommen hätte. Offer Stock quält seine Orgel so, dass sie niemals wieder in ein christliches Gotteshaus eingelassen wird. Und Ben Schadow weiß ganz gut, wie sich so ein Motown-Riff anhören sollte. Das hat nicht zuletzt einem gewissen Paul Weller, bekanntlich auch ein Fachmann für gelungene Wiederaufbereitung, so gut gefallen, dass Rhonda im Juni bei seinen Deutschland-Konzerten die Einheizer spielen durften.

Wem das jetzt allzu retroselig klingt, dem sei gesagt: Ganz haben Rhonda nicht vergessen, woher sie kommen. Immer wieder, allerdings in eher homöopathischen Dosierungen, scheint bisweilen der Wille zum mülligen Klangbild durch, der die Trashmonkeys auszeichnete. Ansonsten aber sind Rhonda überzeugte Kopisten: Es stören weder ein deutscher Akzent noch die Bemühung, das Rad noch einmal neu zu erfinden, wenn sie ihren Soul vorsichtig mit Country-, Funk- und sogar Ska-Elementen erweitern.

So ganz nebenbei räumen Rhonda im eher gesetzten Alter nun auch mit einem Missverständnis auf, dem ihre Vorgängerformation noch aufsaß. Glaubte doch eine ganze Generation von Bands, zu denen die Trashmonkeys und deren Helden wie The Cramps gehörten, die Zombies, Sonics, Seeds (oder wie sie alle hießen) wollten in den seligen Sixties tatsächlich so dreckig und billig klingen. Doch dieser mittlerweile legendäre Sound war meist nur den ungenügenden Produktionsbedingungen geschuldet, die Garagen-Pioniere hätten wohl eigentlich lieber satten, runden Soul gespielt. So wie ihn Rhonda heute spielen.

„Raw Love“ von Rhonda ist erschienen bei PIAS/Rough Trade.