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Bis die Nachbarn klopfen

 

Der Sänger kann nicht singen, die Gitarren sind ruppig, die Lieder kurz. Es ist Punk! Duesenjaeger spielen ihn mit Humor und deutschen Texten. „Schimmern“ kann man sogar mögen, wenn man schon ein bisschen älter ist

Schimmern-Duesenjaeger

Ich bin ein Gelegenheitspunk. Hin und wieder erscheint eine Punkplatte, die mich begeistert. Dann gehe ich zum Kleiderschrank, im Fach ganz unten liegen ein paar alte T-Shirts von früher. „Anarchie statt Deutschland“ steht drauf und „Das Leben ist ein Haufen Schleim“. Gerade ist es wieder soweit. Schuld sind Duesenjaeger aus Osnabrück und ihr Album Schimmern.

Vor einiger Zeit sah ich die Band im Hamburger Fundbureau. Auf der Bühne standen vier junge Männer, die wie Studenten aussahen, jedenfalls nicht wie die abstrus frisierten Jungpunks, die man in Fußgängerzonen antrifft. Sie spielten Punkmusik, ruhig und nachdenklich. Und, na ja, laut.

Tobias Neumann kann nicht gut singen. Häufig ruft und spricht er Sätze mit tiefer Stimme. Das klingt charmant. In seinen deutschen Texten steckt der Alltag. Er erzählt vom Scheitern, vom Abschiednehmen und von Kleinstadtlangeweile vor dem Fernseher. Und von jugendlicher Rebellion und was davon übrig geblieben ist – nicht verbittert, nicht mit parolenhaftem Gedröhn, sondern mit Humor: „Die Faust in der Tasche, ist ja irgendwie auch schick“, singt er in Schneegestöber. In Verkauf heißt es: „Der Kampf geht weiter / Was für ein schöner Traum / Doch alles was ich seh / sind die Schilder auf denen geschrieben steht / Der Verkauf geht weiter.“ Punk bespiegelt sich hier selbst.

„Wir sind viele ohne Ziele und treiben durch die Nächte so wie Weltraumschrott.“ Solch tragikomische Zeilen kleidet die Band in ruppige Lieder, mal bleischwer, mal treibend. Die zwei Gitarren schraddeln zumeist in Moll mit viel Ungestüm, im Takt eines rumpelnden Schlagzeugs. In Weissweissweiss wird aus der Schwere jäh rasante Euphorie. In einer knappen Minute brettern Duesenjaeger durch Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, Knall und vorbei. Das macht einen Heidenspaß. Zuweilen klingt auch schräge Blödelei durch: „Waschmittelkartons sind Ungeheuer“. Wie bitte?

Sowas muss man laut hören, es muss aus den Boxen scheppern, bis die Nachbarn klopfen! Nur einmal kann man leiser drehen: bei der zu schwülstigen Rocknummer Everyday is like Monday. Ansonsten zeigen Duesenjaeger, wie moderner Punk klingen kann, besonnen und ironisch. Dafür muss man nicht mehr 15 sein.

„Schimmern“ von Düsenjäger ist erschienen bei Go-Kart Records

Hören Sie hier „Per Anhalter“

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