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R’n’B aus der Knöpfchenperspektive

 

Das britische Fricklergenie Squarepusher wagt einen neuen Entwurf der Tanzmusik: Als Shobaleader One erneuert er den R’n’B mit den Mitteln von Daft Punk.

© Donald Milne

Wieder einmal müssen es die Nerds richten. Da die amerikanischen R’n’B-Größen reihenweise schwächeln, schickt sich eine Armada blasser Schlafzimmer-Frickler an, das Erbe von Prince zu retten. Der spielt schließlich auch alle Instrumente selbst ein.

Nachdem das New Yorker Ein-Mann-Projekt How To Dress Well bereits genial vorgeführt hat, wie man Soul und R’n’B aus der Knöpfchenperspektive interpretieren kann, ohne sich lächerlich zu machen, liefern nun Shobaleader One den nächsten großen Wurf.

Dahinter steckt Tom Jenkinson alias Squarepusher, der aus der Besetzung bisher ein Geheimnis machte. Die Musiker tragen Pseudonyme wie Company Laser, Strobe Nazard, Sten t’Mech und Arg Nution. Wer das sei? Echte Namen dürfe er nicht verraten, sagt Jenkinson.

Hört man sich die Stücke an, wirkt die ganze Geheimniskrämerei jedoch eher belustigend. Das Album D’Demonstrator klingt nämlich gar nicht nach einer Band. Ist diese Platte also doch der Geniestreich eines Einzelnen? Tom Jenkinson gilt immerhin als musikalisches Allround-Talent und Fricklergenie. Er könnte Aphex Twins chaotischer Halbbruder sein, dessen elektronische Rappelkiste nicht richtig schließt.

Immerhin ist es Jenkinson nahezu allein gelungen, eine weitere Lesart des zeitgemäßen R’n’B zu liefern, die auch Thrash Metal, Achtziger-Funk, Disco und Jazz einbezieht. Wer D’Demonstrator aufmerksam durcharbeitet, dem erscheint es nahezu unbegreiflich, warum diese Genres nicht schon vorher in aller Freundschaft zueinander gefunden haben.

Geradezu logisch spektakulär klingt das Ergebnis in Plug Me In, dem ersten Stück des Albums. Zu plüschigen Gitarren schwelgt die Vocoder-Stimme, während sich im Hintergrund Thrash-Gitarren durch die Tapete mähen.

Der Sound von Shobaleader erinnert sofort an Daft Punk. Verstärkt wird der Eindruck vom Video zur Single Megazine, in der Shobaleader mit blinkenden LED-Helmen aus der Kostümabteilung der beiden Franzosen zu sehen sind. Noch dazu schickt Jenkinson jedes Wort durch den Vocoder, diesen akustischen Pürierstab der Pop-Geschichte. Damit wären die Gemeinsamkeiten allerdings auch schon abgehakt. Denn während der Vocodereffekt bei Daft Punk auch immer wie ein Spielzeug klang, rückt Squarepusher ihn ganz ernsthaft als emotionalen Widerhaken in den Mittelpunkt der Songs.

Einzig in der Königsdisziplin, dem Bass, schwächelt D’Demonstrator. Das Album klingt geradezu feindselig flach, als ob Jenkison den großen Wumms nicht von der Leine lassen wollte. Was für eine Wohltat wäre es aber gewesen, zu Endless Night oder Abstract Lover die Fenster des SUV herunterzulassen! Die Nerds mögen die Welt kontrollieren. Jetzt müssen sie nur noch lernen, den Bass zu beherrschen.

„D’Demonstrator“ von Squarepusher und Shobaleader One ist bei Warp/Rough Trade erschienen.