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Harter, braver Trash

 

Das Duo Schwefelgelb will den Größen der NDW-Zeit nacheifern. Leider klingt ihr Album „Das Ende vom Kreis“ so verkrampft wie beliebig.

© Bon Bon Büro

Sie können einem schon Leid tun, die jungen Musikanten. Egal, was sie in tüfteliger Heimarbeit zusammenschrauben, immer war schon jemand vor ihnen da. „Gibt’s schon, brauchen wir nicht mehr.“ Wie oft muss man sich das anhören? Das Duo Schwefelgelb aus Berlin hat es in dieser Hinsicht besonders hart getroffen. Wer nicht genau hinsieht, glaubt, er habe es mit einer DAF-Coverband zu tun. Sogar das schwarze Muskelshirt von Gabi Delgado haben Sid und Eddy im Programm. Und wie beim NDW-Vorbild herrscht auch bei Schwefelgelb das Prinzip Arbeitsteilung: Während Sid sich ums Musikalische kümmert und den Liedern eine Stimme gibt, ist Eddy fürs Design zuständig. Zwei Tänzer gehören ebenfalls zum Tross.

Alt und Neu hieß ihr Debüt aus dem Jahr 2009. Was darauf nun wirklich neu sein sollte, blieb unbeantwortet. Als Schwefelgelbs Sound aus Electroclash, EBM und reichlich Augenrollen in Richtung NDW auf sich aufmerksam machen wollte, war das Achtziger-Revival bereits abgelebt. Bands wie Fisherspooner oder Peaches hatten zu diesem Zeitpunkt schon alles gesagt. Das sehen Schwefelgelb anders: „Ich wollte mich nur vorstellen / Das war wohl etwas vorschnell“, heißt es auf ihrer neuen Platte.

Das Ende vom Kreis ist Stechschritt-Pogo für Grübler, die sich mit dem radikalen Körperfetischismus von DAF immer unwohl gefühlt haben. Braver Trash, der trotz seiner zur Schau gestellten Härte an keiner Stelle abhebt. Zwar soll es ständig irgendwie schmutzig raven und auch mal so richtig abfahren. Aber selbst dicke Bretter wie Solange du atmest oder Schwarz-weiss wirken wie am Schreibtisch erdacht.

Das ist insofern tragisch, als dass der Musikbearbeiter Sid durchaus ein Gespür für Details und Stimmungen hat. Die viel zu langen Stücke dieser Platte driften jedoch immer wieder in die Beliebigkeit ab. Vor allem ist Das Ende vom Kreis ein unlockeres Album. Bemüht verrätselt und eitel klingen die Stücke, die Texte bewegen sich zwischen trübsinniger Romantik und pampigen Einpeitscher-Slogans. Ständig gilt es irgendetwas Diffuses anzuprangern oder zu benennen. So viel trüber Denksport führt zu Momenten unfreiwilliger Komik. Windschiefe Sprachbilder wie „Ich hab abgeschlossen und den Schlüssel verschluckt / Aber du hast gerade durch mein Fenster geguckt“ beleben die humorfreie Angelegenheit.

Immerhin eilt Schwefelgelb der Ruf einer passablen Live-Band voraus, deren Qualität sich erst im Konzert entfaltet. Auf Platte jedenfalls erreicht der angetäuschte Krawall lediglich ein Niveau, das auch Fans von Depeche Mode und Rosenstolz begeistern dürfte. Dazu passt die Erbauungslyrik in Liedern wie Regen aus Rosenquarz oder Wie jeden Tag erklären. So singt Sid über einen dudeligen Synthie-Loop „Wie jeden Tag im Jahr der Schnee von gestern“. Dem ist nichts hinzuzufügen.

„Das Ende vom Kreis“ von Schwefelgelb ist bei Tapete Records erschienen