Das Berliner Quartett Schneeweiss & Rosenrot hat es auf Klang, akustische Tiefe und elektronische Verfremdung abgesehen. „Pretty Frank“ heißt ihr seltsames Album.
Seltsame Songs sind das, sehr seltsame. So kühl und trocken, so selbstverständlich und lakonisch. Es passiert nicht viel in diesen Songs, zumindest passiert es nicht laut und vordergründig. Aber der Energiepegel, die Spannung ist hoch.
Da ist einmal dieser Hauch von Stimme der Zürcher Sängerin Lucia Cadotsch. Präzise und unaufgeregt singt sie, und im Studio nützt sie die Möglichkeit, ihre Stimme auf die Tonspuren zu verteilen, durch Echokammern zu jagen und zu ihrem eigenen Begleitchor aufzufächern – ein Vexierspiel, das die Songs mit Mehrdeutigkeit auflädt.
Nichts scheint sicher in der Musik des international besetzten Berliner Quartetts Schneeweiss & Rosenrot, aber alles ist sorgfältig abgewogen. Der Sängerin gegenüber im Klangbild sitzt die Pianistin Johanna Borchert, die die Harmonien in Einzeltönen tropfen lässt, als sei jeder einzelne ein kostbares Gut, als wolle sie um keinen Preis auch nur einen von ihnen verschwenden.
Keine Emphase, nur Klang, akustische Tiefe, elektronische Verfremdung und ein gelegentliches Aufbrausen. Den Sound vervollständigen der schwedische Kontrabassist Petter Eldh und Marc Lohr am Schlagzeug, die der Musik überraschend Feuer machen und ihr dann wieder ebenso plötzlich die Bewegungsenergie entziehen. Seltsam.
„Pretty Frank“ von Schneeweiss & Rosenrot ist erschienen bei enja/Yellowbird Records.
Aus der ZEIT Nr.15/2011