In Europa schütteln immer noch viele ungläubig den Kopf, wenn man ihnen sagt, der nächste Präsident der Vereinigten Staaten könnte nicht Barack Obama, sondern Mitt Romney heißen. Aber das ist durchaus möglich – und zwar aus mehreren Gründen.
Die wenigsten Amerikaner machen ihre Wahlentscheidung maßgeblich von außenpolitischen Themen abhängig. Das hat selbst angesichts großer Krisen und Kriege für viele Menschen immer nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Bei dieser Wahl, die so sehr um Wirtschaft und Jobs kreist, wird das nicht anders sein.
Personalisierte Internetwerbung kann unheimlich sein. Das muss selbst Jordan Lieberman zugeben, der damit im politischen Betrieb der USA sein Geld verdient. Der Chef der Firma CampaignGrid denkt da etwa an Anzeigen für Schlankheitskuren, die jemand zu sehen bekommt, nachdem er bei einem Onlineversand die Hose eine Nummer größer bestellt hat als noch vor einem halben Jahr. Mit Wahlwerbung, die genau zugeschnitten auf deren Interessen an einzelne Gruppen ausgespielt wird, verhält es sich ganz ähnlich.
Eine Studie der Annenberg School for Communication an der Universität von Pennsylvania kam gar zu dem Ergebnis, dass 86 Prozent der Amerikaner etwas dagegen haben, wenn sie aufgrund ihres Abstimmungs- und Konsumverhaltens zum bevorzugten Ziel der Kampagnen werden. Lieberman, der für eine Vielzahl republikanischer Kongresskandidaten als Berater tätig war und das Wahlkampfteam des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch trainiert hat, lässt das kalt: „Niemandem gefällt das, aber es funktioniert.“