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„Ich will nicht, dass Menschen abhängig sind vom Staat“

Im US-Bundesstaat Virginia zeigen sich die USA im Kleinen: demografischer Wandel, wirtschaftliche Entwicklung, Wahlverhalten – Virginia ist ein Mikrokosmos, der widerspiegelt, was die USA spaltet, was sie zusammenhält. Unser Reporter Carsten Luther war in Richmond, Virginia, unterwegs.

Ein Besuch der Virginia State Fair gehört für viele Familien aus der Region rund um Richmond zur Tradition. Volksfest, Landwirtschaftsausstellung, Konzerte – das zieht Massen auf das weitläufige Gelände nahe dem kleinen Ort Doswell. Man trifft einfache Leute dort, vor allem Menschen vom Land und aus den umliegenden Kleinstädten, die deutlich konservativer denken als viele der Einwohner aus der Hauptstadt des US-Bundesstaates. Welcher der beiden Präsidentschaftskandidaten hier die meisten Unterstützer findet, lässt sich schon auf dem Weg von den Parkplätzen zum Eingang erahnen: Beinahe jeder dritte Besucher, der einem entgegenkommt, trägt eines der typischen Vorgarten-Schilder unter dem Arm oder einen Aufkleber auf der Brust. Obama? Fehlanzeige. Das hier ist Romney-Territorium.

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Fundraising-Video kann auch eine Chance für Romney sein

Mitt Romney, der für eine Runde potenzieller Großspender einen unverstellten Einblick in seine Weltsicht und Strategie gibt – mit der Veröffentlichung des heimlich mitgeschnittenen Videos hat das US-Magazin Mother Jones einen gewaltigen Erfolg erzielt. Und die Debatte über die Grenzen des Sozialstaats ins Zentrum des Wahlkampfs gerückt. Mitherausgeberin Monika Bäuerlein glaubt jedoch nicht, dass für die Republikaner nun alles vorbei ist.

ZEIT ONLINE: Was ist ihre Lieblingsstelle aus dem Video?

Monika Bäuerlein: Schwer zu sagen. Obwohl wir es jetzt schon ziemlich genau durchgegangen sind, finden wir immer noch interessante Stellen. Aber ich würde schon sagen, die wichtigste Stelle ist die über die 47 Prozent der Amerikaner, die von Sozialleistungen abhängen. Das ist einfach das, was mit den Sorgen der Wähler ziemlich genau übereinstimmt. Dass dieser Kandidat einfach keinen Begriff davon hat, wie es den meisten Menschen geht.

ZEIT ONLINE: Ist Romneys Kampagne damit am Ende?

Bäuerlein: Dafür ist es zu früh. Das sieht man ja im amerikanischen Wahlkampf jedes Mal. Die Kampagnen sind immer mindestens 20-mal tot und wieder lebendig, bevor es wirklich ernst wird.

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Zwei Minuten, die alles verändern?

Weit länger als eine Stunde redet sich Mitt Romney den Mund fusselig und sich selbst dabei um Kopf und Kragen – und doch dreht sich die beharrlichste Kritik von konservativer Seite an dem heimlich mitgeschnittenen Fundraiser-Video darum, dass zwei Minuten fehlen? Das Magazin Mother Jones hat das so erklärt: Die Aufnahme brach ab, der Urheber bemerkte das aber relativ schnell, weiter ging es. Selbst wenn man das nicht glaubt – was soll in dieser Zeitspanne passiert sein, das alles Weitere in einem anderen Licht erscheinen ließe? Nicht ganz ernst gemeinte Theorien via Twitter; der Hashtag #missing2min sollte übrigens ursprünglich die Vorwürfe bündeln, das Video sei aus politischer Absicht editiert worden:

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