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„Du wirst niemals viel Geld verdienen“

Im US-Bundesstaat Virginia zeigen sich die USA im Kleinen: demografischer Wandel, wirtschaftliche Entwicklung, Wahlverhalten – Virginia ist ein Mikrokosmos, der widerspiegelt, was die USA spaltet, was sie zusammenhält. Unser Reporter Carsten Luther war in Richmond, Virginia, unterwegs.

Arbeit, Freunde, Studium – für Rodger Prunty bleibt darüber hinaus nicht viel Zeit. „Natürlich würde ich gern mehr darüber wissen, welche Politik die beiden Präsidentschaftskandidaten umsetzen wollen – stattdessen werde ich mit all diesen Worthülsen und negativen Werbespots bombardiert, die immer nur den anderen niedermachen“, sagt der Student, der in Ohio aufgewachsen ist. Auch von der Berichterstattung in den Medien fühlt er sich überwältigt. „Wenn ich überhaupt dazu komme, den Wahlkampf zu verfolgen, bekomme ich von beiden Seiten sehr viele starke Meinungen – aber wirkliche Informationen? Die Kandidaten müssten einfach stärker auf uns junge Leute zugehen, uns ihre Pläne besser erklären“, sagt der junge Mann. „Aber denen geht es nur um Macht.“

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Obama und Romney fürchten den Sandy-Effekt

Das könnte sie dann wirklich sein, die October Surprise, jenes unvorhersehbare Ereignis, das in der heißen Phase des Wahlkampfs noch einmal alles verändert. Hurrikan Sandy hat das Zeug dazu, gut eine Woche vor der US-Präsidentschaftswahl einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Wenn der mächtige Sturm an diesem Montagabend in voller Breite auf die Ostküste stößt, könnten bis zu 60 Millionen Menschen betroffen sein, die im Gefahrengebiet leben. Vielerorts zwischen Maine und Florida ist der Notstand ausgerufen, Experten rechnen mit Milliardenschäden – und es wird trotz aller Vorbereitungen vermutlich Tote geben.

Den Wahlkämpfern wirbelt die potenzielle Naturkatastrophe gleichzeitig mehr als nur den Terminplan durcheinander – wenn man bedenkt, wie eng das Rennen geworden ist. Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney mussten beide mehrere geplante Kundgebungen in Virginia, Colorado und Florida absagen, weitere dürften folgen.

Aus den Schlagzeilen verdrängt

Jetzt, wo es in den Swing States auf jede Stimme ankommt, ist das für die Kampagnen ein Problem. Wie sieht es zum Beispiel in einigen Tagen in Ohio aus, wo nach Ansicht vieler Beobachter wie so oft alles entschieden werden könnte? Ob nun der große Wahlkampfauftritt oder die emsigen Aktivitäten der freiwilligen Helfer, um an den Haustüren auch den letzten zur Stimmabgabe zu bewegen – im möglicherweise matschigen Sturm-Chaos hätten die Menschen vermutlich andere Sorgen. Und was ist, wenn in einigen Regionen Telefon, Strom, Fernsehempfang unterbrochen werden?

Wer würde sich überhaupt noch für die allerletzten Bemühungen der Kandidaten interessieren? Die Medien jedenfalls nur mit geteilter Aufmerksamkeit: Sandy wird mehr Sendezeit belegen und mehr Schlagzeilen bekommen als Obama oder Romney.

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Das Frauenproblem der Republikaner

Im US-Bundesstaat Virginia zeigen sich die USA im Kleinen: demografischer Wandel, wirtschaftliche Entwicklung, Wahlverhalten – Virginia ist ein Mikrokosmos, der widerspiegelt, was die USA spaltet, was sie zusammenhält. Unser Reporter Carsten Luther war in der Region um Richmond, Virginia, unterwegs.

Jeder Besuch im „Sophie House“ kostet Tracy Trice Überwindung. Es ist nicht der Ort: Es geht ihr gut dort, sie lacht mit den Frauen, fühlt sich verstanden – das ist es nicht. „Aber um Hilfe zu bitten, ist nicht leicht“, sagt die 36-jährige Mutter dreier Kinder. Das Geld, mit dem ihr Ex-Mann sie unterstützt, reicht für ein kleines Appartement hier in Glen Allen, nördlich von Richmond im Bundesstaat Virginia. Aber seit Tracy wieder einmal ihren Job verloren hat, geht es nicht anders: Die nötigsten Lebensmittel bekommt sie hier, auch eine Kleiderkammer gehört zu der Einrichtung. Nur dank der Unterstützung der sozialen Einrichtung kommt sie über die Runden.

Tracy gehört also zu den 47 Prozent der Amerikaner, von denen der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney sagt, sie könnten die Verantwortung für ihr Leben nicht selbst übernehmen und müssten sich deshalb an den Staat klammern. Über diese Bemerkung kann sie immer noch nur mit dem Kopf schütteln. Alles nur Schmarotzer, die keine Steuern zahlen und lieber Sozialleistungen beziehen, statt arbeiten zu gehen? „Ich will nicht zu Hause rumsitzen, ich kenne niemanden, der so denkt“, sagt sie. „Ich will einen Job und bewerbe mich ständig: im Büro, Busfahren, Seniorenbetreuung – ganz egal.“

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