Im Nachlass meiner geliebten »Tante Hi« fand ich ein Schreiben aus dem Jahr 1931, also ihrer Anfangszeit bei der Oberpostdirektion. Eine Kuriosität: Ehe-Verbot für weibliche Beamte! Tante Hi, die Schwester meines im Krieg gefallenen Vaters, ist übrigens bis zu ihrem Tod im Jahr 1980 unverheiratet geblieben.
Stuttgart, Schlossgarten. Unterwegs zur Arbeit, den Kopf voller Gedanken zur Teamsitzung. Da sehe ich ein Rentnerpaar, mit Proviant, das hier im sonnigen Park frühstücken will. Plötzlich sind alle Gedanken an die Arbeit verflogen. Ich merke, wie schön man den Tag beginnen kann, und hoffe, dass auch ich in knapp 40 Jahren dazu in der Lage sein werde!
Neulich in der Straßenbahn: Eine junge Frau telefoniert mit ihrer Mutter, sie wollen offenbar ein Geschenk kaufen. Die junge Frau: »Ja, ein Buch – okay, ich überleg mal – gut, ich besorge eins – du meinst Hardcover, Mutter, Hardcore ist was anderes!« Ich musste schmunzeln.
Ich bin Verkäuferin in einer Bäckerei, nicht nur, um Geld zu verdienen, sondern auch aus Leidenschaft für frische Backwaren. Leider müssen wir, die wir an sechs Tagen in der Woche schon um 6.30 Uhr bester Laune frische Brötchen verkaufen, uns morgens auch öfter einige Unverschämtheiten anhören. Schön ist da, wenn ein älterer Herr am Sonntag immer sagt: »Danke, dass Sie auch heute für uns alle aufgestanden sind.« Auch wenn manche darüber voller Unverständnis den Kopf schütteln – wir freuen uns!
Ich erinnere mich, dass meine Mutter in meiner Jugend regelmäßig zum Lesekränzchen ging, wo sich eine Reihe bildungsbeflissener Damen mit der Lektüre von beispielsweise Wilhelm Raabe und Adalbert Stifter befasste. Gänzlich unmöglich wäre mir die Vorstellung, dass sie einen zeitgenössischen Schriftsteller gelesen hätten; das hätte zu diesem wunderschön altmodischen Wort einfach nicht gepasst!
Im ICE nach Stuttgart biete ich der Frau neben mir an, zum Aufblättern der ZEIT auch meinen Sitzbereich zu nutzen. Daraus entspinnt sich ein Gespräch über Geologie und das Amt für Neckarausbau, das zwar die weitere Lektüre der ZEIT verhindert, die Fahrt aber im Fluge vergehen lässt.
Ich bin Leiterin eines gemeinnützigen Projektes (»Mode macht Mut«) in Bamberg. Dieses Projekt wendet sich an Frauen, die es aufgrund von Sprach- und anderen Problemen schwer haben, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Bei uns lernen sie, Kleidung aus Gebrauchttextilien und Restposten zu gestalten und auch zu verkaufen. Außerdem bin ich ZEIT-Abonnentin, und da kam mir dann die Idee, auch meine Zeitung nicht mehr zu entsorgen, sondern in Taschen für unsere Textilien zu verwandeln. So sind mittlerweile ziemlich viele ZEIT-Taschen in Umlauf gekommen…