Wahrhaftig – ist dieses Wort nicht schon fast verschwunden aus dem Sprachgebrauch? Schade, ich denke an meine Großmutter, wie sie »Ja, wahrhaftig?« ausruft, weil ihre kleine Enkelin ihr etwas unglaublich Interessantes erzählt. Es ist ein so kraftvolles Wort! Und es hat irgendwie etwas von Bullerbü-Romantik. Ich werde es wieder benutzen, denn es ist wahrhaftig ein schönes Wort!
Mit 17 Jahren durfte ich erstmals nach London reisen – mit begrenztem Taschen Geld. Doch die Carnabystreet war so verführerisch! Bald hatte ich alles Geld verprasst und sogar mein Rückfahrticket verkauft. Ich wollte ganz schlau sein, ging zur deutschen Botschaft und erzählte, beim Taubenfüttern auf dem Trafal gar Square sei mir mein Ticket gestohlen worden. Geglaubt hat mir der Beamte mit Sicherheit nicht, aber er half mir. Glück gehabt! Dass jemand das Geld für das Ticket von meinen Eltern zurückverlangen würde, so weit dachte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn nicht. Und so kam es, wie es kommen musste: Ein halbes Jahr später flatterte die Rechnung ins Haus. Ich bekam zwei Monate (!) Taschengeldentzug und eine Standpauke, die ich heute noch im Ohr habe.
Endlich sehe ich meinen besten Freund das erste Mal auf der Bühne! Er hat seinen alten Job geschmissen, um Schauspieler zu werden. Ein ungewisser, brotloser Job? Er steht auf der Bühne, spielt seine Rolle, singt, tanzt. Während die anderen Zuschauer lachen und sich amüsieren, weine ich Tränen vor Stolz und Freude. Weil er sich das getraut hat und ihm sein neuer Beruf so gut steht und er ihn so glücklich macht.
Zu meiner Schulzeit war ich in Geografie eigentlich kein schlechter Schüler. Doch als ich kürzlich in Wiesbaden auf dieses Schild stieß, stutzte ich doch ein wenig…
Mein 17jähriger Sohn und ich kommen vom Jugendamt: Wir haben schwierige Zeiten hinter uns, und jetzt wurde er auch noch beim Graffitisprühen erwischt. Wir sind mit dem Rad unterwegs und geraten in einen heftigen Regenschauer. Ich will in einer Unterführung warten, doch da kehrt mein Sohn um, zieht seine Kapuzenjacke aus und hält sie mir hin. Ich ziehe sie über, und wir fahren gemeinsam durch den Regen: Ich bin geschützt durch die Jacke, aber mein Sohn wird pitschnass. Er fährt an mir vorbei und grinst: »Steht dir gut, Mama!«
»Mama, das hast du mit Extra gemacht!« Als meine Tochter als Kindergartenkind diesen Ausdruck zum ersten Mal gebrauchte, verbesserte ich sie nicht, weil mir der Ausdruck so gut gefiel und ich ihn für ebenso sinnvoll erachtete wie »mit Absicht«. Dann merkte ich, dass sehr viele Kinder diese Formulierung benutzen, und da meine Tochter, heute 14, diesen Ausdruck immer noch verwendet, hat er sich inzwischen in unserer Familie eingebürgert.
Meine Kameraden vom Lauftreff, die mich Woche für Woche zu persönlichen Höchstleistungen anspornen und dabei nicht müde werden zu beteuern, dass sie ohne mich auch nicht schneller gelaufen wären.
Die Schiefertafel auf dem linken Bild gehörte meinem Großvater, Otto Becherer. Er besuchte von 1906 bis 1910 eine Grundschule (damals »Volksschule« genannt) im Mansfelder Land, wo er – auf dieser Tafel – schreiben und rechnen lernte. Die Tafel wurde in unserer Familie von Generation zu Generation weitervererbt. Meine jüngste Tochter, Leandra, hat sie gerade jüngst auf dem Dachboden wiederentdeckt. Leandra (Jahrgang 2004), die ein Jahrhundert nach ihrem Urgroßvater die Grundschule besucht, stellte dabei spontan eine Ähnlichkeit zu einem Gerät fest, das sie gern benutzt: »Papa«, sagte sie zu mir, »die hatten damals auch schon Tablets und haben darauf geschrieben, nur die Technik hat sich etwas geändert!«