Mein Wort ist der Guckschatz. Der aus der Ferne angeschmachtete, verehrte Mensch. Der Abstand ist dabei ebenso wichtig wie das scheinbar völlige Unbeteiligtsein. Nicht selten guckt auch der andere sehr interessiert. Sobald der Abstand sich verringert, kommt es zum Erröten, Herzklopfen sowie zum Stammeln. Leider verschwindet dann auch gelegentlich der Zauber des Guckschatzes.
Mit offenen Scheiben von der Arbeit nach Hause zu fahren, den Song im Radio mit- zusingen, in den Rückspiegel zu blicken und zu merken, dass die Fahrerin hinter mir genau das Gleiche macht. Der perfekte Moment!
Das linke Foto zeigt meinen Vater im März 1968 in München mit mir im Kinderwagen. Ich bin da sechs Monate alt. Ich finde, man sieht deutlich, wie stolz er ist und welche Freude er daran hat, seinen ersten (und einzigen) Sohn durch Schwabing zu fahren. Wie elegant er aussieht mit Krawatte und Mantel! Er hat mir allerdings nicht ein einziges Mal die Windeln gewechselt. Das taten Männer damals wohl eher nicht. Auf dem rechten Bild fährt er im März 2012 meinen einjährigen Sohn durchs Bayerische Viertel in Berlin. Er ist stolz, und wieder ist er elegant gekleidet. Während ich das Foto schieße, trage ich ein T-Shirt und eine Kapuzenjacke und auf dem Rücken einen Rucksack mit Windeln und Feuchttüchern. Die Geburt seines zweiten Enkels, eineinhalb Jahre später, hat mein Vater leider nicht mehr er lebt.
Nach einem übervollen Arbeitstag laufe ich durch die Abendsonne und höre die Klaviermusik, die mein Freund für mich gespielt und aufgenommen hat. Ganz egal, wie viele Kilometer uns trennen, in diesem Moment ist er mir ganz nah.
Mir fallen mehrere Wörter ein, die mir viel bedeuten: Sapperlot!, damit machte die Tante ihrem Ärger Luft. Mein Vater beklagte oft die Saumseligkeit des Beamtenapparats. Und wunderschön, aber nahezu in Vergessenheit geraten ist der Begriff Fürderhin für zukünftig, weiterhin.
Diese Zeichnung liegt auf meinem Schreibtisch. Sie stammt von meiner Kollegin Anna Maria Fitschen. Die hat sie kreiert, als sie einmal lange darauf warten musste, dass ich mein Telefonat beenden konnte. Büroalltag…
Ein Besuch bei meinem Nachbarn im Altersheim. Ich kann ihm berichten, dass die Schachbrettblume in meinem Garten zum ersten Mal blüht. Der Nachbar hat mir die Samen vor etwa fünf Jahren über den Gartenzaun gereicht. Es sind jetzt zwei Blüten: eine weiße und eine mit Muster »Herr Kirchhoff«.
Nach zwölf Tagen Fasten: die erste Teelöffelspitze vom gedünsteten Apfel mit etwas Zimt. Geschmacksrausch, Lebensfreude, vollkommene Zufriedenheit.