Des Morgens nach den Nachrichten würde ich gern Trübsal blasen. Leider weiß ich nicht, womit man das bläst. Sind es wirklich die Posaunen oder doch lieber Holzblasinstrumente wie in biblischen Zeiten, wie ich im Internet lese? Das allein könnte der Grund sein, warum ich dann doch lieber in Melancholie verfalle.
Meine Tante Erna, 91, und ihre Gelassenheit angesichts der Endlichkeit des Lebens: Derzeit weilt ihre in den USA verheiratete Tochter, meine Cousine Gabi, in ihrer alten Heimat, und meine Tante, eine Zahnärztin i. R., sagte: »Schön wär’s, wenn ich jetzt sterben könnt’. Dann müsste die Gabi nicht extra rüberfliegen zu meinem Begräbnis.« Tja, Freund Hein!
1984, vor 30 Jahren also, schrieb ich einen Brief an Heinrich Böll. Meine Lesebiografie war und ist maßgeblich durch seine Arbeiten und auch durch sein Leben geprägt. Dafür wollte ich ihm einmal danken. Wenige Wochen später erhielt ich diese Postkarte aus Ibiza. Jetzt, beim Abstauben und Stöbern in meiner Bibliothek, fiel mir die verloren geglaubte Karte wieder in die Hand. Auch wenn ich bis heute nicht alles entziffern kann, was Heinrich Böll mir da geschrieben hat: Die Verehrung für ihn als Mensch und Autor ist über die Jahre immer weiter gewachsen.
Die Tierärztin, die ihren freien Tag unter bricht, um einem angefahrenen und mutwillig angeschossenen Straßenkater, den wir in unserer Tierliebe angeschleppt haben, in einer dreistündigen Operation das Leben zu retten. Und die am Ende auch noch auf ihren Lohn verzichtet.
Auch wir haben wie andere Leser ein Wort, das es nur in unserer Familie gibt: Taster. »Reich mir mal bitte den Taster«, das klingt doch viel geläufiger und praktischer als »Gib mir mal die Fernbedienung«. Schließlich kann man die Senderwahl oder die Einstellung der Lautstärke auch im Halbdunkel ertasten. Eines Tages kam unsere Tochter empört von der Schule nach Hause: »Niemand in meiner Klasse sagt Taster!« Das mag im Allgemeinen wohl stimmen. Aber bei uns gibt’s das Wort noch heute.
Auf Einladung des GoetheInstituts stellte ich Anfang April in Palermo die Übersetzung eines meiner Kinderbücher vor. Die erste Lesung war vor etwa 40 italienischen Kindern. Am Ende sangen sie alle ein deut sches Lied für mich, das sie extra einstudiert hatten: O Tannenbaum. Gerührt ging ich hinaus in den sizilianischen Frühling.
Diese Hanteln bestehen aus zwei Splinten eines alten Baukrans. Sie hielten die massiven Bauteile des Krans zusammen. Als Jugendlicher hatte ich sie vom Bau mitgenommen, blau angestrichen und mit Leder umwickelt. Jede wiegt genau zwei Kilogramm. Ich benütze sie seit über 40 Jahren jeden Tag für meine Morgen Gymnastik am offenen Fenster.
Jeden Mittwoch ist im Hallenschwimmbad von Bergerac, Dordogne, »Aquagym« für Senioren. Wir – überwiegend ältere Damen – sind recht zahlreich und werden von zwei sehr charmanten Bademeistern betreut. Heute Morgen kam ein älterer Herr vorbei, natürlich in Badehose und mit einem ku gelrunden Bauch. Er lächelte freundlich in unsere Richtung und sagte »Bonjour, mes amours!« Dafür liebe ich die Franzosen!